unsere kinder
berühren die rinde
so wie lippen
Samstag, 31. Oktober 2015
Freitag, 30. Oktober 2015
sulumor und sumer
Donnerstag, 29. Oktober 2015
Mittwoch, 28. Oktober 2015
der kleine raum
plastikarmschienen neben meinen fensterkränzen
die taue zittern um meinem unterleibslosem zimmer
die gelegten ölspuren finden zurück zum anfang immer
in alphabet schwangeren tänzen
raumfüllende steppeinlage
ich verwechsle kopfspäne und radiergummis
nächte kommen zu tage
schlafen auf augen flummis
idealismus
frühstück um halb drei
den oberkörper beschmieren
und straßenlaternenfüßchen auf dem bauchfett brutzeln lassen
still und ohne farbe
denn der kaffe füllt sich von selbst nach
und kann nicht überlaufen bei meinem mündlichem laubgebläse
Dienstag, 27. Oktober 2015
meeressaft
hier tränen hölzernde schiffsplanken
sich zusammen zu mästigen ranken
segel die für die walküre ertranken
sich in haaren wiegende galionsfigur im walhalla versanken
meereskarten, geordnet nach sonnenseufzen
und küssen ohne sandkontakt
der seestich eines kolibris
den liebenden den eigenen saft einschenkend
hammer und sichel und
fladdernde raschelgestalten, die papiere angehetzt an die hartzlecks
speiend hospitäler schaffen in nachtdämmerung, zwecks
gesetzform der rebellion, schmollende kinder werfen bücher, füße stapfen auf schreibstelzen
schmelzen dahin butterrationen, basteln aus verpackungen hammer und sichel und
münzen
Montag, 26. Oktober 2015
des webers stummer siegeszug
des webers stummer siegeszug
indem er speichelt herzhaft jede fug
sodass seine lippen küssend luft hinterziehen
die garnkreuze traurig hinterblieben
der starrt noch in tauende schatzstuben
endlich nur hier dröhnen ihm fugen
sie pusten von fremden brüsten wässrigen staub
seine augen und ringsum flachland, das war der mundraub
Sonntag, 25. Oktober 2015
kleider machen menschen
hauttücher verwerfen sich
an turbane der gestirne
wie der nacken der streifend hand wich
dass wehen des fladdernden schwarztuch entzürne
wie tief man des rumpfes atemluft begehrt
selbst unter der weißen kappen schirme
welch dressur, wenn man sich nackt doch entehrt
auf die brustmitte drückende kleidertürme
und am letztem grünem blatte
mit tiefen fingerstichen in die gebetsmatte
fließt wasser aus luftigem stein über köpfe
im falle, sie kehren je zum anderen zurück, die gläubigmageren geschöpfe
Samstag, 24. Oktober 2015
mutterstolz (Prosa)
Freitag, 23. Oktober 2015
kunst kritiker
hier, geglättet erdöl, gegossen
die handbecken überflossen
in rillen getropft und unter straßen
getrocknet
blutkruste für beton schürfwunden
nur selten betreten wir körperbremsspuren
ohne tageslicht
geruchskartons ineinander schachteln
mit tagesempfehlung
stattdessen die geschichten über sie
in schwarz und weiß
Donnerstag, 22. Oktober 2015
stadt I
kleisterfahnen
aufreißen
schleimhäute mahnen
dem hautkarton
hälser und bullaugen
überzogendes brustsaugen
alzheimer fernsehgeräte
stoßluft ohren
hier prustet alles
den himmel zu
tausendfach sichtbarer mond
Mittwoch, 21. Oktober 2015
von fichten und pfeilen
Dienstag, 20. Oktober 2015
abendessen im schlafgemach
Montag, 19. Oktober 2015
so wie wir denken
lampion im trojanischem pferd
eine stirnwölbung höhlt den weltstein
wie motten, das licht begehrt
dem soldaten klopft getrost ans gebein
mensch rennt im kampfe mit aug und bein und schoß nicht zuletzt
denn im augenblitz wird nicht besetzt
dazu ist der kopf und sein laub schopf
zu hungrig
und heißer stein
baarfuß bestiegen stufe für stufe
mensch zerreißt am plenum auch diese fetzen
wilde rufe
Sonntag, 18. Oktober 2015
bogenspann
bogenspann
der globus ist immer ein profil
angetropft im stummen sehnenschrei
einen äquatorbinnfaden zwirbeln
erst durch beschleunigung greist ein magnetfeld
blut rinnt ins wundeninnere und wärmt den erdkern
Samstag, 17. Oktober 2015
kuss (mit thays)
kuss
wasserfall hände, rillen reiben haut
lippen seufzen morgentau, mit fischerbooten
geschwommen für das hafendorf ohne urkunde
und dem hunger der kinder im winter
wellenhauch durch hände an wangen
der handel hat sich eingependelt
der marktplatz ist leer
mit kleidern auf boden nun kirche
denn man bleicht papier selbst
man schneidert eines für zwei
wenn lippen aufeinandertropfen
Was der Philosoph macht (Prosa)
Matter Sonnenkegel (vielleicht auch nur im Fall stehengebliebende Laubhand) wirkt auf gereinigten, von sämtlichen Striemen und beißenden Funken befreiten Gläsern warm, wirkt als Winken ohne Handlinien, anfassbar mit genügend Anstrengung, so sagt und feiert man.
Ich wage nicht zu bezweiflen, dass meine Harken, seit einigen Jahren meinen Körper mit Ächzen tragend, durch ihr schimmerndes Metall ähnliche Anträge an die Herbstsonne suchen. Und auch wenn die kurzatmigen Zacken des silbernen Blattes, mit deutlichem, markierendem Übergang zum im Vergleich zu Harken, die ich zuvor nutzte und sah, viel zu dickem und unhandlichem (schließlich waren sie ein Ersatz für meine Schenkel, meinen Schoß, dort, wo sich die stämmigen Äste am deutlichsten verdickten) Holz, oft mit Schmutz meiner unermüdlichen Arbeit teilweise verdeckt waren, so trug ich doch noch in Schlägen und Falten meines Oberkörpers Hoffnungen auf eine den Winter begleitenen, ja vielleicht sogar liebkosenden Sonne; sie würde meine Arbeit erleichtern, nahm ich an.
Vogelstimmen formen nie einen Takt, und dementsprechend war auch meine Tätigkeit von Unregelmäßigkeiten bestimmt, was von manch einem Außenstehenden aufreizend oder zumindest zum Spaziergang gegen Windstärken anregend betrachtet wurde. Oder vielleicht rührte diese Aufmerksamkeit generell auf meinen Anblick, mein Angesicht, vielleicht war ein genaues Studium meines Klapperns Kerndisziplin und aufregender als der Tod, der doch eigentlich angestrahlt wurde mit Leuchtkraft tausender Kreissterne in den Nächten.
Denn nur der Tag erlaubte mir das Schneisenziehen zwischen den Gräbern, das Umwälzen des Sandes und das Erschließen von unruhigen Spuren, sich teilweise überschneidend und so selbst schließend, nasse Dühnen. Aufgrund meines unkoordinierten Arbeitsstiles schüttete und rappelte ich den Sand, nahm ihn in Kellen und spuckte ihn mit meinem Harkenwerk. Dieser schwärzliche Sand, unrein und sehr schön anzusehen in seinen Verästelungen, begrub Gräber doppelt, wenn ich ins Rasen geriet, aus unterschiedlichen Gründen. Ich sah gerne aus gewisser Distanz zu, wie Reisende jenen Sand wieder behaglich und ruhig, mit durchaus entspannten Muskeln, aber hartem, erregtem Gesicht auf die Schneisenwege, die Gassen zwischen den Grabmarktplätzen, schoben und so die nächtlichen Sonnen schluckenden Steinwände sauber hielten. Ihre Wanderung setzten sie mit frohem, scheinbar bedachtem Schritt fort, sie schlenderten und fuhren in Seitenstraßen dieses Komplexes, ihre breiten Sohlen, die ich über die Jahre hinweg zu betrachten lernte, zerrieben mein Werk und gaben mir so erst den immer wiederkehrenden Ursprung eben dieser Arbeit; hier und da, an besonders kalten Tagen, wenn keinerlei Reise auf dem Platz unternommen wurde und meine Wege sicher gefroren waren, bedankte ich mich still und außer Sichtweite und mit mir durchaus bewusster Absicht, neue Wanderungen zu provozieren, indem ich Blumen auf die Steinwerke (die ich immer noch nicht ganz verstand) stellte und für deren Fortleben sorgte.
Und erst über viele Jahre des Beobachtens und der Betrachtung aus den Winkeln, zu allen Jahreszeiten, bermerkte ich, dass die ehemaligen Urheber meiner Arbeit selbst unter Steinplatten schlafen werden. Ich konnte nur hinter Glasscheiben meines kleinen Hauses, verdeckt hinter Ästen auf dem Platz, mit dem Kopf schütteln. Ich wusste, ich werde mehr Zeit haben als sie alle, was mich zum Stöhnen zwang.
Freitag, 16. Oktober 2015
um uns
straßen steifen gen herunterfallendem ziegel
wir spielen auf hüpfburgen in den wohlbekannten muskelschneisen
denn wir sind stille pantomime, wir frischgebackenden greisen
hände mit schnee gesalzen
halten fischernetz zwischen tod und rückenschmerzen
der himmel und sein hexenschuss
die schulterblätter und der verfault süß warme herbst
das schwarze mäntel wehen um uns
versucht sich an steinigung
ohne blicke zu würdigen
deswegen lachen du und ich noch
Donnerstag, 15. Oktober 2015
es ist dunkel auf der wiese
tausend arme
streifen nasses tierfell
bis zum funkenschlag, minutiös
mit viel erlös
kleingeld auf waagschalen
wanderlust der druckfedern
und hier: der industrielle himmel
drückt auf weichplastikverpackung
zum ventilschrei
erfindung von armut und schlangenstöckern
die letztendlich
einen lichtschalter drücken
Mittwoch, 14. Oktober 2015
v-formation
blattweiden spiralisieren sich zum braut kleiden
nazis haben mücken bestiegen
buchtungen werden sich schiffen biegen
der himmelsrollstuhl berädert sich
mit griff in den betonmischer
es ist selten nacht oder tag
weil der boden eine treppe verbarg
zeilen aus tintenfischen gerannt
mit der faltenhand
wie fahnen, knisternd sich selbst knitternd
Dienstag, 13. Oktober 2015
zeus hätte lesen lernen sollen
aufrecht gehen auf händen:
hand und ellenbogen streben zum kopf
geneigt in zeus reich warmen schoß
er schießt mit stakkato pfeilen, sausend:
der selbstmord entrichtet übermorgen
untergang der selbstliebe
Montag, 12. Oktober 2015
folien
sonnenregenschirm
auf flächenbrand
investor von laubvorräten
für manche bedingen sich vögel und himmel
atmosphäreglitzerfolie in einem
bereit zum verpacken des erdquader
der andere hakt nach und das laub heraus
er findet: lose schraubenin pappe
sie klimpern reißend zum zweck
folien zusammennageln
Sonntag, 11. Oktober 2015
autopoiesis
gleißende einfahrt
das zahnrad schreit in öleimer
und bestäubt sich so selbst
manchmal sind kirchturm und kreisverkehr
in einer farbe flach gehalten
an solchen fettleibigen tagen
werden schuhe im gardinen kerzenschein geputzt
Samstag, 10. Oktober 2015
farbenglossar (thays)
thays
kolonen von fruchtwasserbäumen
spielen mit deinen efeuhaaren liebe
wir sind abgebrochene stimmgabeln
zitterndes heißluftstöhnen
farbenglossar aus zwei einträgen
selbsterklärend
nackt unter umständlichen strichlisten
vokabelheft auf haut
berührend
Formationszeichen (Prosa)
Finger fahren auf Relief, sich zusammensetzend aus Bergen und Tälern, gähnendes Ineinandergreifen von Ringknochen, sich selbst nach oben spiralisierend (der Daumen, diese drückende Krönung des Blinddarms, verblieb unten und markierte, aus dem Augenwinkel warm und verschwommen zu erkennen, den Startstrich, rot und auffordernd, leere Zeilen wie Körbe auf dem herrlichem Treiben des heimatlichen Marktplatzes unter sich tragend).
Hier, der Speerwurf und die Zerteilung der bunten Stoffgewänder der Luft; sie entzweiten und entblößten Haut, tiefe Tälerszenen, Perspektiven aus dem Kaminholzu heraus. Hier lernte der Junge kennen, was es bedeutete, eine Frau zu begehren, wo die Linien der Schnur waren, wo er ziehen und reiben konnte an dieser bunten Wand; diese Gewänder auf rostigem Stein, rau und scheinbar seinen Stiften nicht unähnlich, sodass er hier und da begann zu wissen, er hatte diese Szenen gemalt oder zumindest die Farben ausgewählt in seinem erstem Suff.
Und so rieb er seinen Bleistift ohne Farbe, diesen gerreckten Finger, fort an der Steinwand, und folgte der Bahn, dem Kieselweg des Speerwurfs. Der Pfeil deutete triumphierend auf ein Elefanten-ähnliches Gebilde, ein Gebäude mit übermäßigem Balkon, so wie er ihn von seinem Zuhause kannte. Der Berg und seine glitzernden Fronten; er hatte von Warnfarben gehört, missachtete diese vermeintliche Gesetzmäßigkeit aber generell. Wie denn, so fragte er sich, sollte eine Farbe, diese gleißenden, kühlen, reibenden, waschenden Buckel, die doch eben erst Handflächen schaffen, gefährlich sein? Er wollte nicht begreifen und so begriff er. Die Fingerkuppe bestieg die Elefanten-Karikatur und erstarrte bei dem Witz, schlug Wurzeln in Hautnarben und spuckte aus Kontrollverlust der Mundmuskeln in die Tiefe. Er zitterte. Und so wie die Seen der Täler scheinbar alt und weise schienen, so würde er sie verjüngern mit seinen Tränen; fallend und auftürmend, die schönste Ästhetik ist Spiritus auf nackte Haut mit Ausblick auf Wasserhähne.
Und so begann er das Biegen und brechen, lehnte seinen Körper in die Mulde, Wange an Wange, fremde Wärme. Wie er auf Stellen rannte und schluchzte, der Hall in Höhlen, der Schrei von hinten. Er griff nach seinem Finger, ein weites Dehnen, Drehen in die Horizontale, Schluckatmung. Wo hatte er das Vokabelheft verloren?
Winkelschlag um seinen Körper, Arme von den Seiten. Das Dreieck nahm ein und zog. Die Symmetrieachse. Die Senkrechte langte und raffte ihn von den Wänden; Wörtersummen prallten und lallten, beschreibend das Phänomen und die Sprungfedern, die bücherreife Kraft jener und der freie Fall, er musste das X schlucken für eine Koordinate. Und so: Reibung an neuen Achsen, neue exotherme Reaktionen. Wärme aus unbekannter Quelle, rote und grüne Lichter kristallisieren das Testergebniss.
Die Mutter und die Broschüre zur Höhlenführung.
Freitag, 9. Oktober 2015
schattenkinder
socke um hirsch gestülpt
die antennen-zehe schlucken flüssigen husten
die eiszapfen haben gebrüllt
um mitspracherecht bei der leder schraffur
und so reift der nasse sack
nach oben in den schnee schlack
und beide membranen halten warm
weil sie gegenseitig würgen
die natur liegt ohne sorge im betonmischer
wir alle sind schattenkinder
mit einem buntem mobilee, überzogen von einer socke
Donnerstag, 8. Oktober 2015
türrahmen
türrahmen
ich bin gegen dich getreten
chinesische mauer mit holzmaserung über kaspische meere gespannt
dein fliegennetz als blumenkübel
aufgereiht vor und neben deiner gefallenden mittelsenkrechte
deine klinke reicht von wolken aus die hand
die pfosten sind holzbeine des festland
ebenso nasse schwämme
die tür ist nie auf oder zu,
weil von beiden seiten mit blutenden zehen gedrückt wird
Mittwoch, 7. Oktober 2015
Poetisiert mich
¿Poetisiert euch!
schmeißt backsteine, tragend schwereren samt
perlen im pendulum, siebenfacher rand
zu schwer für die schultasche
¿Poetisiert euch!
lasst jungfrau maria fremdgehen
die symmetrieachse umdrehen
jesus bart ist scharmbehaarung
¿Poetisiert euch!
melkt kühe und entsagt muttermilch
nehmt und stellt ihn an autofronten, den chorknilch
und quiekt das hundebellen
¿Poetisiert euch!
kaffeeränder suchen auf dem gemietetem grundstück
frenulum-gummibänder, die ich um lippen pflück
...
Dienstag, 6. Oktober 2015
farbkastration
farbkastration
schwarz und weiß drehen glücksräder
rot summiert in divisionsstrichen
grün pipettiert aus der prärie
gelb markiert schwellenverkehr
ultramarinblau ertrinkt im meer,
die violette tarnung des todes
der farbkreis wurde als fahrradschlauch missbraucht
insgeheim verstehen wir die funktionsweise von luft nicht
und so schieben wir den drahtesel
Montag, 5. Oktober 2015
kirchenschottenlichtwächter
kirchschottenlichtwächter
spiegelflächen glocken ziehen
geschenkter gaul
reiten zu lauwarmen sonnenbildern
auf leicht brennbarem papiergefledder
in gehechelter luft
der kamin in der horizontalen
stoffgewänder vom feuerfaden getrennt
und bereit, in der luft galoppierend zu glühen
Sonntag, 4. Oktober 2015
jagd
hier fürchten wir die jagd
du sanfte betrachtung der kamine von unten
du leichtfüßige entmachtung
der blei feuernden lunten
schieße lieber
mit selbstgebastelten kreide schablonen
auf sprieß wände unserer
frucht trockener bohnen
in form der weiblichen brust
wir verstehen immer noch nicht, warum wir nie unsere mütter auf die jagd mitnahmen
Samstag, 3. Oktober 2015
meereslegenden (für thays)
Schnur (Prosa)
Freitag, 2. Oktober 2015
mittag
plattenverschiebung
aufreihung von kratzmurmeln
de facto verschwimmend
a priori göttliches sodbrennen
und so sehen wir das paradoxon:
als reptil mit nachwachsendem schwanz
auf warmem stein
paarungstanz
alleine am mittag
Donnerstag, 1. Oktober 2015
boje
boje mit hüftschwung
aufgedunsen zum senkrechtsprung
blasses rostkleid
hochächzend, zu sehen
rumpf für versunkene seewesen
kopfnicken einer armee von besen
bei durchnässtem stoff suffix
der junge aus dem zweikammersystem
hat seine arbeit verloren
erfroren
die boje gebährt ohne zu wissen