Poetik für den Vorwand.

Samstag, 28. Oktober 2017

zwischendurch

das tote meer
schuf den himmel

schlafzimmer

man hofft auf eine vergangenheit
in dem raum mit blick
auf seitenstraße und
blüten ohne wurzel
und die verlobten
werden sich lieben

letzter satz

die blüten streifen den hals
der nacht und unsere
lippen sind die kompletten
wellen
die revolutionäre erinnern sich,
als seien sie selbst dabei
gewesen
niemals verschlafen in norwegen

die unabhängigkeit spaniens

wo die freien wachbleiben
um in die sterne zu starren
wo fragen genauso viel wert sind
wie antworten -
zwischen himmel und der
glitzernen, kichernden erde:
die einzige frau gibt es nur, wenn
es auch andere gibt -
da liegt nichts begraben weil es
nie jemanden stört

acht

die küssenden schweigen
dass jeder mensch ein deserteur
ist;
und ich höre ein paar zukünftige
schreiend und jubelnd
sich betten in der see -
ich sehe, dass hier die sonne schläft
und der mond zuhause
ist

russland

die reißzähne der erde wie zu
einem unwiederbringlichen,
ewigen kuss
der lippen des himmels
liegt auf
den schüssen der jahrhunderte
wie engel mit platzangst

früh

wir sind der blickfang in einem
meer ohne küste
wo hoffnungsvolle hinblicken, weil sie
hoffnungslos sind;
hier halten wir jedes wort geheim,
es ist wie zögernde küsse,
fragen, ob man jemanden lieben darf

nacht vor dem 25.10.2017

wir revolutionäre
treffen uns, wo zwei nächte
ineinander fließen
wo die welt noch nahe
ist
wo der klang der richtigen wörter
verhallen kann

jahreszeit

im sommer war ich entdecker der welt
im winter blieb ich ihr einheimischer

selbstverständnis

in unserem sterbenden berlin -
den himmel siehst du überall
warum soll die hoffnung
alt genug werden zum sterben?
alle entdecker sind
tote melancholiker

für

in unserer stille
sind nackte wörter

niemals

wie der himmel
anfängt zu laufen;
und wie die berührung des windes
mit dem meer
waren wir früher da.
wir dachten, wir verlieren zeit
im ungewissen

kreuz

jeden tag neu geboren
zu werden in
einen morgen mit ertrinkenden
schatten -
jetzt erinnere ich mich an dich
nicht damals

Sonntag, 15. Oktober 2017

trost?

den moment, in dem
nicht an das wasser
gedacht wird
gibt es nicht.
es gibt nur andere momente.

bewusstsein

die welt ist nur zwischen
den nächten
und aller atem
ist schweigen ohne lügen

einstieg

dass das gewichtslose meer
immer näher bleibt.
dass die tränen
sich nicht mit dem regen vermischen

hierhin

die nacht haucht an die
fenster als wäre sie nie
dagewesen -
dabei sind erinnerungen
immer das falsche wort

ohnehin

wer in die ferne starrt
auf den starrt sie hinterrücks zurück -
wie stille kinder, die sterben
ohne den tod zu kennen
und deine küsse sind keine
wortspiele

gewissen

wo der sturm ruht
und die leblosen zeiten
schatten werfen -
die greise sehen die nicht
fallende sonne
als wäre sie ein gedanke,
auf den man nicht kam.
ich spüre deinen atem
aus unbetretenen wäldern.

nacheinander

die wurzeln der nacht
in einem melancholischen moment -
und die farblose see schläft ein.
wir: in einem traum, der niemals
schlief
im geräuschlosen wind sind
uns zwei häute gewachsen

sonntagsfrage

der griff in den himmel
begann mit einem griff
in den klimatisierten saal
hinein
und die bäume funkeln
als gäbe es tage außerhalb
unterhalbs von ihnen
und wir küssen uns
wo die wellen
fußspuren sind

und wieder

das meer funkelt mit
tausend verirrten augen
auf uns
und wir küssen uns so laut
dass vögel am morgen fliegen können -
nahe den seitenstraßen
liegt die unhistorische mauer,
unverzüglich.

weisheit

liebe ist,
wenn es mehr ist
als liebe

zugegen

die tage
bleiben das gegenteil ihres gegenteils
und das meer
bleibt der unbestrittene
morgen

hoheit

die see liegt neben
dem ganzen
und die sterne und der
mond denken laut nach,
über jedermanns zukunft

einer

wir waren vor
himmel und see
da und vielen mit dem
meer -
nasses feuer atmen

buzios

in buzios
legt man den anker
als wäre er
die ganze erde

berge?

worte sind die
selbsternannten kolonisten
auf den lippen

keine übung

wie beim ersten mal
beim ersten mal
und zwischen dir und mir
stehen die wellen

daraufhin

wie ein vogel
ohne boden
und außer zeit
herrscht die sehnsucht von jemanden
der die welt schon entdeckt hat

wegbereiter

die wachmänner schlagen
nassen staub in den himmel,
und man stahl atlas die welt,
indem man sie ihm gab -
du denkst über nähe nach
wenn du sie hast

ein schauspiel

deine worte hallen wie
wind an keinem ort -
vorbei an den
namenslosen verfolgern,
jetzt schöne passanten -

rückwirkend vergangen

und die liebhaber stehen wie
soldaten in vergangenen kriegen
der wind entkleidet;
in der einsamkeit gibt es keine
augen
und keine unrechtsstaaten

mit ausgestreckter hand

der verstecklose ist
unter beobachtung
die welt so hell, als gäbe
es sie zweimal
und der atlantik glänzt
wie ein beliebiges königreich