Poetik für den Vorwand.

Donnerstag, 30. April 2015

Akribisch


Akribisch
Gespiegelt in
kochenden Pfützen

Wörterbuch
auf
Netzhaut

50 %
Literaturverzeichnis
50 %
Vulgär-Vokabular


Raue Realisation


Isolation
Raue Realisation
Vertrauenskonstruktion
aus splittrigen
Holzplatten

Spiegelbilder
Beschlagen
Nur eigener Atem
geschlagen

[Hände schütteln mit
Kafka
in seinem Haus]

Freude der Einsamkeit
verloren in
der Galerie
blasser Porträts

Mittwoch, 29. April 2015

Kalte Wände (Prosa)


Er mag Wände, egal, aus welchem Material sie nun bestehen. Wände regen ihn an, die Erregung der freien Luft in Schach zu halten, Wände sind seine Gesetze. Niedergeschrieben auf einem Tapeten-Pergament.
Fenster sind den Wänden hinderlich, Fenster durchbrechen die Wand und versuchen, neues darzustellen. Sie sind der Bruch einer lang andauernden Symmetrie, einer vollkommenen Ästhetik in seinen Augen. Nein, Fenster sind die Feinde der Wände, denn sie erzeugen ein falsches Bildnis.
Über Türen schweigt er gerne. Er mochte zwar hin und wieder mit seiner Hand über das Holz seiner Tür fühlen, die Klinge hatte er jedoch seit langem abgebrochen. Und, das hatte er geschafft, sie aus dem Fenster geworfen. Ein höchst schmerzhafter Akt war es, die Außenwelt war grausiges Inferno - die Vorstellung, seine Wände kämen von dort, ließen ihn sofortig erzittern, kompensiert durch die Vorstellung, welchen Wahn die Wände doch außen aushalten mochten - eine Bewunderung. Er denkt sich oft, er könnte das kalte Zischen und das Feuer draußen nicht ertragen. Was kannte er denn außer den Wänden?
Er liebte seine Wände, er gesteht es sich von Zeit zu Zeit ein - er liebte den Raum, ein leitendes Narrativ, so herrlich einfach und direkt, so human. Es war ein eigenständiger Kosmos für ihn, losgelöst von Gefahren, ein erbauliches Gefühl, hier zu existieren. Er wollte keine Gegenstände - sein Raum war der einzige Begriff von Perfektion.
Oft setzt er sich, betrachtet die Wände, fährt mit seinem Blick empor und hinunter, vertikal tut er das gleiche - und stets findet er selbe Muster vor, selbe Ausgangspunkte, selbe Ziele. Ein ewiger Lauf, keine Erschöpfung, niemand klagt. Und hört man doch leises Seufzen von der Last, so trägt die Seitenwand die Last mit. Der Ursprung der Last mochte draußen hocken in der Kälte. Und man durfte ihn nicht mit bloßen Augen sehen, wollte man sein blasses Augenlicht behalten.
Er liebte seine Wände. Und er wusste: Die graue Tapetenfarbe würde nicht blättern, und wenn, so sähe er einen Riss in seinem Himmel, durch den das jüngste Gericht hindurch brechen würde.

Dienstag, 28. April 2015

Humaner Vampir

Schroffe Fratzen
leergesaugt
Wo ist das Blut?

Ich würde gerne
davon kosten
ich würde gerne
es zu meinem machen

Meine Blutlaufbahnen
stagnieren
erfrieren
nicht selten

Vielleicht bringt
die Wärme
Deines Blutes
Dynamik

Ein Biss
als Brücke

Wolkenwände (Prosa)

Sie starrte gerne auf breite, dunkle Wolkenwände. Sie setzte sich auf ihren Platz, vielleicht war es mittlerweile ihre Wurzel, richtete den Blick auf, starrte. Stundenlang, ein zerrender Blick, ein verzerrter regelrecht. Sie war nicht selten gefangen von der Schönheit der breiten, dunklen Wolkenwände, die sie sehen konnte.
Sie wusste nicht, was jene Wolkenwände für sie bedeuteten, sie wusste nur, dass sie der Hintergrund waren. Vielleicht war sie der Vordergrund, vielleicht war sie nur ein Seitenmotiv - aber sie wusste: Sie war Teil von diesem Werk, dass jemand gerade betrachtete. Sie konnte es nur vage beschreiben, ihre Fesseln hießen „Worte“, vielleicht wurden diese durch etwas umgelenkt, ja, ihre Worte waren ein Lichtfluss, umgelenkt und entzerrt von ihrem Ursprung durch so viele Prismen, die sie nicht erblicken konnte, die sich ihrem Blick um jeden Preis verweigerten.
Vielleicht sah sie das Verbindungsband in ihren Gedanken, die breite, dunkle Wolken zu sein schienen: Schnell aufkommend, ihre Ladung auf die Erde prasseln lassend, sich auflösend. Sie wusste nur, dass sie ihren Blick nicht abwenden konnte, nicht abwenden durfte. Sonst würde sich ein Bild lösen, und sie existierte doch nur, um diesen Bild einen Akzent, einen kleinen Tupfer zu geben. Was sollte sie sonst machen anstatt breite, dunkle Wolken an zu starren?
Wenn es regnen würde, so wusste sie, würde sie die Regentropfen mit ihren Mund auffangen, würde so einen kleinen Bach in ihrem Mund bauen, in dem vielleicht Leben entstehen könnte. Und dieses Leben - was war es schon außer dasselbe wie sie? Ein Tupfer, ein Farbklecks, ein Wort in einem Gedicht. Sie würde den Bach herunter schlucken und so auch das Leben in ihrem Leben spüren, ein Bild in einem Bild malen.
Was man in breiten, dunklen Wolken erkennen konnte? Das wusste sie innerlich. Sie sah viele Gestalten, und sie wusste, dass auch diese nur Produkt ihres Prismas waren. So viel Licht, dachte sie, und doch nur schwarze, breite Wolken. So viel Potenzial, das wusste sie, und doch war es immer nur dasselbe: Ein Licht. Und ihre Rolle in diesem Schauspiel (wer auch immer es betrachten mochte) war keine andere als dieses Licht in ihrem kleinem Prisma umzulenken.Und vielleicht würde jemand dieses Licht wieder auffangen und wieder umlenken. Und weil das Licht für ihre Begriffe nicht aufhören konnte, wusste sie, dass das Licht unendlich viele Formen annehmen würde, dass das Licht die Form an sich war.
Vielleicht war sie ein wenig von sich selbst erstaunt. Sie kannte die Gründe nicht, spürte es aber. Vielleicht hatte ihr Prisma eine zu starke Kraft, das zu viel von dem Licht verriet, in falsche Bahnen lenkt. Aber sie wusste, dass sie nur dieses eine haben konnte. Und sie war zufrieden mit ihrem Prisma.
Sie blickte auf die breiten, dunklen Wolkenwände und fragte sich, welches Prisma ihr Licht jetzt wohl umlenken würde. Sie fragte sich, wie dieser Wer ihr Licht sehen würde. Sie würde es nie erfahren, und doch wusste sie, dass diese Person für sie besonders war.
Und in der Ferne lockerten sich die Wolken, ein erster, klarer Lichtstrahl fiel auf den Boden. 

Montag, 27. April 2015

Der Künstler (Prosa)


Ich bin nur zu gerne einsam“, sprach der alte, vielleicht senile Mann (man konnte ja so wunderbar in seinen Kopf sehen), während er langsam, gemächlich die doch so verdorrten Hände ineinander faltete.
Einsamkeit gibt mir endlich Zeit für mich. Ich habe aufgehört, mich im anderen zu suchen, und stattdessen endlich gefunden, was ich bin: Nichts. Vielleicht bin ich existent. Ein kleiner Teil eines großen, zusammenhängendem Gemäldes, vielleicht hat es einen abstrahierten Sinn, der sich uns widersetzen möchte, weil er nicht versteht, dass auch er nur Teil des Gemälde ist. Auch der Maler ist nur Teil des Gemälde. Und in dem Moment, in dem ich das Bild betrachte, mache ich mich auch zu einem Teil von ihm.“
Er starrte auf sein Bild.
Vielleicht bin ich alt, vielleicht hört ihr mich nicht mehr, vielleicht höre ich euch nicht mehr. Vielleicht bin ich längst gestrandet auf einer Insel.“
Er setzte langsam den Pinsel auf, fuhr ein paar Züge. Dann starrte sein faltiges Gesicht aus dem Fenster, als würde er ein Objekt suchen.
In Wirklichkeit male ich mich und doch nicht mich.“
Ein Zug an der Zigarre. Rauch, tänzelnd umherschweifend. Partikel, einzelnd durch das Sonnenlicht selektiert. 
Sie müssen wissen: Wir, die Menschen, verstehen Kunst nicht. Wir wollen Dinge sehen, die ein losgelösten Sinn haben. Wir wollen Formen, Gegenstände, wollen Szenen, die doch auch einen Bezug zu uns haben könnten. Ach, wie könnten wir da auch nur Kunst verstehen! Wir sind längst alle auf Inseln, haben auf diesen Fahnen aufgestellt, äußerst hässliche übrigens. Und wir haben Angst vor Wasser. Wir haben grauenhafte Angst.“
Er setzte erneut die blaue Farbe auf und malte die nächste Welle, die bald die zierliche, kleine Insel verschlucken würde.

Zersprungen


Zersprungen
Ich durchstoße
auch die letzten Glastrümmer
um mich zu reflektieren
in Glas und Blut

Selten sehe ich
mein Gesicht in
Rot
In meinem eigenem
Leben

Zerspringende Glasfenster
an allen Ecken
Wer möchte sich nicht
endlich selber betrachten?
Im eigenen Blute?

Sonntag, 26. April 2015

Rostige Nägel (Melancholie)

Melancholie
Rostige Nägel
Vorbeifahrende Autos
Gesichter, zur Seite blickend

Tränen fließen
bilden einen See
Bald besetzt durch
Algen
Keiner beachtet ihn

Melancholie
Sicherheit in
absoluter Ruhe
Nur leichter
Regenfall
auf meine Haut

Melancholie
Widerstandsschlaf
Oder doch
Winterschlaf?

Schnee und Regen
auf meine
Träume

Breites Feld des Lebens


Breites Feld des Lebens
Sterben ist Deine
neue Blüte

Nur zwei Dinge:
Existieren und
nicht existieren
Wie sollen wir
wählen?

Unsere Gezeiten fallen
heute aus
Unsere Dynamik erblasst
angesichts der Tiefe
unseres Wassers

Zahlreiche Wege
beschriftet auf den
Karten
Und doch führen sie
immer zum selben Ziel

Auch wenn wir uns
voneinander abstoßen
sind wir doch immer
nur der Unterschied
zwischen Leben und
Tod


Morgen und Abend in Tibet


Morgen und Abend in Tibet
Grenzen zwischen uns verschwimmen
Jene Szenen werden aufglimmen
die solange unausgesprochen blieben

Tiefe Atmung
[sie saugt die Welt auf
und stößt sie mit sich aus]

Morgen und Abend in Tibet
Monotoner Trommelschlag
Melodien der Ewigkeit
Zerschmettern der
Schnelllebigkeit
Dessen Hunger schon
vor dem Male in sich
zerfällt

Morgen und Abend in Tibet
Am Atem der Welt
Hall unserer Stimmen
in unserem großem Zelt
Nur durch den Himmel begrenzt
den wir hier scheinbar
mit bloßen Händen anfassen können


Übertreten der Türschwelle

Übertreten der Türschwelle
in neues Terrain
Differenzen - sich längst selbst
dezimiert

Verbund des Lebens
all diese Regungen
zu einer großen
Bewegung

Wir lieben nicht
Wir leben
keine auflösende Hürde
keine Distanzen
mehr

Mitglied eines Kosmos
Vergessen des Individuums
Frieden



Samstag, 25. April 2015

Treten des Narrativ


Treten des Narrativ
ich bin Moment
in dem ich mich verlief
zu mir selber

Narrativ - warme, weiche
Lüge
Verzweifelter Versuch
das Bild unserer Momente
in einen viel zu kleinen Rahmen
zu pressen
und uns dabei zu vergessen

Nomade im eigenem Leben
hier gibt es kein Stehen
kein sonderliches Flehen
nach Platz in der Welt

[nur eine Aneinandereihung
der unendlichen Summe an
Momenten]

Das Narrativ kann sich
selber nicht mehr tragen
Seine Beine versagen
Es hört nicht auf zu klagen
Niemand wird es begraben

Freitag, 24. April 2015

Papierstadt

Blättrig
Es schabt sich ab
Langsam, wir beobachten
wie das Blatt sich wölbt

Fahren über Papier
Eine ganze Papier-Stadt
Instabil
Ein Kartenhaus ist
eine Festung dagegen

Regen
Papier durchnässt
Vielleicht sollten wir
unseren Geist auf
Pappe bauen

Bergwasser brennt nicht

Katalysator eines neuen morgens
Wer brennt, hat noch Brennstoff
Arme, die nach außen greifen
Keiner von ihnen wird je reifen

Bin ich?
Schließen der Kiste?
Ein schnelles Abhaken auf der Liste
jener, die nicht mehr brennen wollen

Ich habe Brennholz
Das Streichholz wiegt in der Hand
Ich schmeiße beides in den naheliegenden See
Was bleibt außer
meine reinste Form
gleich dem Bergwasser?

Dienstag, 21. April 2015

Augen starren

Augen starren
die Ecke als Heimat
in der das Paar verharrt
Kalter Frust
Nacht

Schlingen sich umeinander
Ketten?
Sie zerspringen so schnell
Die Augen werden weiter
starren

Möchten sie nicht lieber
vor das Fenster?
Sodass Augen
sie anstarren können?
Fragen

Montag, 20. April 2015

Wirres Schauspiel, Possen reißen

Wirres Schauspiel
Gebanntes Betrachten
Tränen konnten nicht ausdrücken
Welcher Sprache unsere Bewegungen
entstammen

Asynchron zum Weltmotor
und gerade deswegen parallel
zu ihm
Wirres Schauspiel
auf instabiler Bühne

Tanzende Meute vor uns
Ekstase, allesamt
Feines Schweißgerinnsel
Warme Körper reiben aneinander

Kein Himmel
kein Schleier
eine interessante Schwärze
("Wo sind die Schwänze?!",
schrie er)

Sonntag, 19. April 2015

Fabriken in Wäldern


Fabriken in Wäldern
Beton, umschlungen von Holz
Kooperation des Kontrast
Kleine Menschen, welch Stolz!
Glaube, der ein ganzes Leben erfasst

Kräne inmitten von Bäumen
Wer strebt höher?
Gräser, die den Schornstein umsäumen
Gräser, im Kampfe, Beton erobernd
der Feind grausam zodernd

Wer blickt darauf
ohne Regung?
Ohne Segnung
ohne Religion?
Wer blickt darauf
ohne Ideal?


Samstag, 18. April 2015

Gedankengeschwader

Gedankengeschwader
Bunte Vögel, in Formation
Flügelbruch, bald verlorener Sohn
Gedankengeschwader

Gleitend, morgens singend
Werke vollbringend
Abends sinkend
Gedankengeschwader

Frass, Kadaver auf Boden
Betastet durch Pfoten
Teil eines neuen Boten
Gedankengeschwader

Einkeilen


Einkeilen
Schläge in Teer
Gewalt der Freiheit
Weite der Mobilität
Geruch von
reibendem Gummi

Erleben eines Weges
Vorgegebene Fährten
führen zur
ewigen Illusion
eines Zieles

Einsamkeit erhebt uns
[Druck auf das Gaspedal]
„Dreh das Radio auf“
Jim Morrison bellte
„Let it roll, baby, roll"

Freitag, 17. April 2015

Wildes Gezerre


Fesselung trotz Blick auf den Himmel
Wildes Gezerre
Beißen des Stranges in die fahle Haut
Wahnsinniger Gesang, erhobene Stimmen
Fremde Muster, sich abzeichnend auf meiner Haut

Der Stift zerbrochen
Doch sollen Worte ein
neues Haus konstruieren
Wie Worte schaffen?

Ewiger Wahn
Steter Kreislauf
Symbol der Konstante
das ich jeden Tag erblicke
Der Mensch ist
wie die Zeit:
Stets im Fluss
Sich selbst nicht bewusst

Donnerstag, 16. April 2015

Hämmern

Hämmern
Bauen eines Monumentes im Kopf
Packen der Chance am Schopf
Lämmern

Fühlen
Ich bin starres Beistehen
meiner selbst im Moment des Umsehen
Wühlen

Ich sehe mich selbst seltener
Dadurch mache ich mich geltender
Ich fühle eine Leichtigkeit
Vorbote des eigenen Despotismus

Mittwoch, 15. April 2015

Frühling

Frühling
Dem Tod doch entfernt
Neugeburt aus dem Altem
(Die Knospen haben Geschmack)

Erstarren vor dem Aufbäumen
So wie das Leben
mag auch die Angst aufkeimen
(Die Luft schmeckt nach Vetrautheit in der Weite)

Der Tod ist tot
Begraben in keinem Grab
Sondern in unserem Leben
(Sie umarmt den Baum)

Dienstag, 14. April 2015

Versetzt

Versetzt
   entsetzt
     Nervenstrang

-

Ekel
  kummuliert
     Uhren

-

Surren
  unter
    Nächte

-

Versetzt
   ersetzt
     Repression


Montag, 13. April 2015

Wanderung durch den Garten

Wanderung durch den Garten
Sichtung der Sprießlinge
Ein freier Vogel singe
Da erlaube ich mir, zu erwarten!

Alte Stämme, mächtig scheinend
Ihre Kronen fallen herab
"Hinein in den Natur-Sarg!"
Mag es klingen schreiend

Winter und Frühling zugleich
Wiese, was pflanzt man ein?
Oder lasse ich sie lieber rein?
Aus der Gefahr, die Blüte verbleich'?

Teich, rein und weit
Einstieg in Neugeburt
Letzter Spurt
Erneuert und bereit

Wanderung durch meinen Garten
Des Geistes

Sonntag, 12. April 2015

Gezwungen von der Sonne

Gezwungen von der Sonne
Glühend heißer Hort
einer Illusion
Kampagne des Tanzen
nach dem einen Rhythmus
Langsam, tief, schwer

Gefängniszelle
Endlich Heimat
Polster den Beton
"Hör auf zu schlagen"

Loch in die Wand geschlagen
Ich sehe Dich
Glühender Ball
Erinnerungen im Karussel
Ein Kuss
Kein Geschmack

Samstag, 11. April 2015

Krähen beobachten



 Krähen beobachten
Kein Kontrast zum Matsch
der sich Himmel nennt
Asche fühlen
Moment der Ruhe
[das Feuer ist aus]

Krähen beobachten
Regen sammeln
Teich formen
Rostigen Boden aufwirbeln
Sand im Mund
„Schlucken und genießen“

Krähen beobachten
Plane über meinem Kopf
Matte Schweinwerfer dahinter
Ich atme nur Luft
die schon meine Lunge füllte

Und die Krähen fliegen weiter
dem Matsch entgegen

Freitag, 10. April 2015

Betrachten eines Pollock-Bildes



Betrachten eines Pollock-Bildes
Sehnen nach Klarheit
Konstante, die ich suche
Gibt es keine, so schaffen wir sie

Lücken, obwohl Farbe
das labbrige Blatt füllt
Lücken entstehen nicht
durch ein Vakuum
Lücken entstehen
durch Gedanken

Wilde Abstraktion
Freiraum zum Lieben
Gras, auf das ich mich lege
neue Gedanken pflege

Pollock malte
Wir sehen
nicht sein Bild
sondern ein Spiegelbild

Donnerstag, 9. April 2015

Zweisamkeit und Einsamkeit

Wenn Zweisamkeit der erhellende, strahlende und auch mich erleuchtende Sommertag von Hitze und einem Aufbäumen jeglichen Lebens, wenn Zweisamkeit das Bejahen der vielen Tropfen, die sich zu einem großen, herrlichem Teich zusammenführen, wenn Zweisamkeit das Wachsen der jungen Pflanze im dichten Walde, wenn Zweisammkeit die innere Euphorie und die in Wallung bringende Wärme eines Kusses ist, was ist dann die Einsamkeit?

Die Einsamkeit ist die kühle Nacht, die in ihrer Schwärze verhüllt und schützt, eine Zeit, die jeglichem Leben Chance und Möglichkeit gibt, sich am Wegesrand des erschwerlichen Zielmarsches dem Spiel der feuchten Grashälmer an der Haut hinzugeben und einen Sternenhimmel zu betrachten, der selbst die innere Ruhe zum nötigen Schlafe anregt. Einsamkeit ist das Schwimmen im Teich, der aus den Tropfen der Zweisammkeit geformt wurde, und die Einsamkeit ist der zwingende andere Zustand der Pflanze, der, in der sie Zerstörung anstrebt. Die Einsamkeit ist die Wertschätzung des Kusses, die Aufwiegung von diesem in einer herrlichen Substanz jenseits von Gold, eine Konzentration all unserer Träume und der frischen, versprechenden Nachtluft. Die Einsamkeit schafft durch die Distanz zum Menschen die Situation, sich auf dem eigenen Gipfel begeben und in das eigene, gerne mal unfassbar tiefe Tal zu blicken. Sein eigenes Gesicht in der Pfütze zu sehen.

Meine Distanzen

Zusicherung des Lebens
Ich stehe auf dem Berg
Sehen des Vergehen
Festigung des Bestehen
Nah an nah
Distanzen schaffen Wärme
Wenn ich auf dem Berg meditiere
Distanzen schaffen Ideal
Meine Distanzen sind weit
Tief, hoch und breit
Flüsse, die vom Berg ins Tal strömen
Meine Distanzen sind meine Vorstellungen
Verwirrend, oft in bunten Farben, die das Bild verfälschen
Meine Distanzen sind beruhigend

Montag, 6. April 2015

Schwerfällig



Schwerfällig, Körper aus Blei
Wer wohl dieser Mensch im Spiegel sei?
Nicht ich, fremde Gestalt, schwer und linear
Viel Stein, den man sah
Alle Glieder: Teile einer Skulptur
Die an einer Stelle verbleiben sollte
Dennoch schwerfällig durchs „Leben“ rollte
Objekt des Begaffen, Beobachten
Und nicht des erbaulichen Schaffen
Welch  grausames Schauspiel, Hände gebunden
Die Gedanken nicht in ihre Richtungen, sondern geschunden
Den Ausweg nicht gefunden
Was bleibt
Ist die geistige Selbstbefriedigung