Poetik für den Vorwand.

Samstag, 30. April 2016

establishment

auf entfalteten stadtmitten sie
stocken das lächeln auf mit schnörkeln
nackter verkehr zwischen tauben,
man heizt mit dem rahmen der ideen
die brieftauben
              werden dort gemästet wo
das familienessen stillleben für fruchtbarkeit sei
auf hochburgen täglich
    schleppst du das joch sie singen dass
die mauern auch deine kehle zum springen bringt
der mond wird von der erde geangelt, er
                  wird geführt durch sein wahlkampfgebiet
keiner sieht den weg

Freitag, 29. April 2016

desinteresse

gekämmte einfaltigkeit
von unsichtbarer hand entfaltet
sich die verhandlung: was vibriert
stülpt sich auf den kleinen mann wie
eine kirchenglocke.

nein, ich bin nicht karikaturist -
dankbar nehme ich nur den blumenstrauß an
du verschlägst rosenkränze nicht mehr aus schmerz
ein könig mit offener hand schreit grell
schlaflieder, zählend den sterbenden nebel

Donnerstag, 28. April 2016

stumme konserve

ach, dein schulterschlag!
helle leuchten umgarnen das richterfest
in nächten ohne jeden notensprung, gläserne
trompeten, sie stapeln rote särge auf
länder deren tücher fielen über nackte füße

du liegst mir im schwitzkasten
es bricht aus dir eine bucht deine stirn
glänzt den letzten ball zum anstoß
das gedumpfte platzen der glühbirnen
schweine verbrennen, das meer rupft dir
die augenbrauen das muster rot-blau glänzender
punkte

Mittwoch, 27. April 2016

land von milch und honig / planners went wrong


kahn entlogen im meer
voller milch - als seien kinder
mit filzigem mund und die
brüste mit honig beschmiert stürzen sie
glitzernd den nachmittag vom thron -
als fallen nun endlich die
aufgeblähten tücher des abendlandes
über uns hinein, blaue venen wie
bare münze auf den holztisch
trübe aschenbecher ausgeschüttet
es trocknet nur nicht so schnell wie
drüben
wir armen deserteure, so viel geschlagen
in unserer heimat, doch hier mit himmel unter
füßen - ach, man wird uns
nicht bestaunen können!
doch gleichsam kennen wir das beste
nur aus erzählungen

Dienstag, 26. April 2016

oligarchen

letzter zug aus wolgograd sprengt
die wahlversprechen.
tauben im schnee verbleichen die
bussitze, im vergleich eingemachte sorgen, niemand
widerspricht dem ältestenrat mit
stirnrunzeln - dir verfallen gutscheine für
langstrecken im wald. blut und stahl
mitgift, sonnen lesen die leviten von
hinterhalb des: hier trauerst du scharf
uns wäre die melancholie im klassizismus
ausgegangen

Montag, 25. April 2016

halbe nostalgie / modern love

lysander; er wirft mir
doch zahllos die brut des meer's
glitzerne, achtlose zier
platzt wolfram, die statur begehr's
schritt zu halten mit der
von göttergelenk gesprungenen
form

mit hauben die see zu verwunden
haut wie geschliffener glashimmel
der taube flügel festlich verbunden
die platten dir als kopfschmuck, schimmel
derer berittener, das filmplakat als rock
gewählt

die türme stürzen über unsere lenden
wir sehen die sohlen nur, wenn wir unsere
hälser ineinander stützen
gefrorene haubitzen

Sonntag, 24. April 2016

denkzettel verblichen

herausragender schenkel eine
dunkelrote jalousine sie blenden
den aschenbecher aus dem schritt
haltenden straßenverkehr -

die türme sind noch nicht gefallen,
die straßenmitte aber wie aufgekratzte augen
sie setzen den stich an unterhalb
der himmelsblässe, man schlottert vor der
sonne

europa als passion;
wir wissen, sterne sind kaum sichtbar am morgen
elegant wickeln wir das abendkleid
um von uns abfallende körperteile
kinder treten sie lustlos vor sich her,
diese groschen sind gemacht, in regenabgüsse
zu fallen

(der eine oder andere hätte eher einen
verband um den kopf benötigt)

Freitag, 22. April 2016

differentialrechnung

lies dem kind risse in dachziegeln
ein kuss von nackten bäumen -
ab
mit 1 × 1 sternenzacken falten
zu fallenden köpfen in
tücher des rockes
die klinge der spanischen gitarren
das kerbholz auf der unterseite
von schiffen, makaber
schon wer meint sich zu kennen (
mit den zahlen stapel ich deinen speichel zum
mond ihn zu vertrocknen)
schiffe als rückrat des mondes
kommen nicht drumherum, neue inseln zu entdecken

Donnerstag, 21. April 2016

planes on the fields

silberne zungen verbrennen sich an
lüften dein kopf wächst über
den schilf du trittst ihn hoch
lippenschweiß formt geschmackslose
halsketten

sie bauen dir die reeling aus gitarrenkoffern
die stringenz kratzt gegenseitig augenbrauen
ungeduldige wälder  springen ab
die haut redet den haarriss klein
im parkplatzlicht

verlorene kinder verspielen
geigen mit kies im inneren

Mittwoch, 20. April 2016

ausgebrannte besenkammern

knisternd zigarrenstümmel
deine ohren flattern wie einmal
angeschnippst, sodass

unterhalb der rostige haarreif um die
erde: mutter natur verliert fingerkuppen
am ganzen körper
wie viele dunkelrote nächte würden deine
wangen herausschreien?

ich stütze mich ab auf flügeln
breite dir die hände
deine schulterblätter zittern sie
streifen zärtlich das süße blut von
meiner stirn sodass der untergang
erfriert

Montag, 18. April 2016

besuch eines freundes

sonnen schütteln dir das
haar durch antennen gegriffen
der raum unter treppengeländer
beinhaltet geschwärzte globen,
aufeinandergestapelt feinlich
alle griffe wurmfortsatz deiner adern
nur suchst du raschelnde baumkronen
unterhalb den rückenklagen der streifenden
autos wie eine schnur gespannt in
den mündern der vögel
langsam erwürgt dich der sohn
mit zu langen ärmeln

Sonntag, 17. April 2016

i put a spell on you

hast du etwas zu sagen?
es rollen gebrochene haare
tibetische bordsteine
hinunter du schreibst als
fallen flügel als tragfläche
von uniformen durch

ich kannte einen witz:
du bist einzigartig denkst
jedoch an mich und meine
wie spalten gebrochene
koteletten
du denkst, meine haare
seien gefüllt mit tinte
(mit ankern fallen punkte auf)

Freitag, 15. April 2016

origami aus nietzsche falten

die welt erklären mit zwei
lampenkegeln
du sagst, du kennst kreisformen
nasen triefen gebete es stampft
ineinandergefallener
himmelskörper, lange trocken
unter den nusschalen wie die
schlafenden paare am brunnen

wenn ich dir mäuler falte dann weißt
du: der wind hat sich nicht nur geschnitten
reißzähne die beute und ihr todesschrei eines
vergilbten blattes im herbst

Mittwoch, 13. April 2016

being author

kennen drei lampen.
farben und die stelzen innerhalb
der lagerhallen, sie klaffen wunden
schriftsteller ist, wer sonnen tackert
bereit zur auslieferung, einer führte
silhouetten vor pappe auf in jenem
viertel mit hoher luftfeuchtigkeit
heuchler allesamt!
schreiben, die tischkerzen schreien
ihren tod unvertraut in den ärmel
sie sind wie bibeln, die straßen nach
dem regen nur insofern trocknen,
als dass kinder nicht beim spielen
ausrutschen

Dienstag, 12. April 2016

unabhängiges protokoll zum klimagipfel

die verkleidungen der drachen bleichen aus
reißen aus an den nahten der steine
reine meinung ein joch zu tragen und
du beschlägst die statuen der welt
als bellt die dinglichkeit windmühlen an

sie reißen den strom aufwärts, der berg
umwinded sich selbst - es geht um verworfene pfeile
lauer sommerwind und letztlich ein porträt russsicher
steppen die keiner von uns je besucht hat.

drei stichpunkte

erst stecken sie dir die
nächtlichen austriebe zwischen
hupenden hunden - der zeigefinger
des schiffes und das licht des leuchtturmes
als gartenbegrenzung,
dann musst du wissen: du befindest dich
(noch) nicht in teheran, hier lebt man,
als fallen strickleitern vom mond im
kusse mit der erde - von dort: verdorrte
wälder die den himmel aufkratzen

die erde zu fluten, als ob sie keine seerose
wäre

Sonntag, 10. April 2016

fehlerlos


die hände greifen, reifend den
augenbrauen poseidons eine 
haube für die angst -
verrucht, unterhalb des lampenschirmes
besticht das muster die sonne sich
an die eigene naht zu halten denn
unterhalb sind die röcke aufgedunsen
an den glühbirnen als fällt auch
die haut auf und gibt freien blick 
auf jahrhunderte zur umkehr blinkender motten
als wären ihre flügel hinter körpern verbunden
den blick auf das uhrwerk zu verwahren

Samstag, 9. April 2016

feministisch

lungen bersten baumstumpfe -
eine sonne peitscht ohne jeden klang.
arme umwinden planeten als
sie den helm vor fall auf
den schoß festhielten, der himmel
drückt dir waffen der gleichgeschlechtlichkeit
ohne munition und seufzenden buchstaben
einzelne tasten der schreibmaschinen
einen vorsprung den tropfen als sie springen
vor das paddel, der fall der himmelskörper -
eine beleuchtete zigarettenschachtel
dir geschenkte inflationäre nächte
bersten durch das schlüsselloch als du
nicht hinschaust
(schon wieder)

Freitag, 8. April 2016

u-bahn

blütenstängel, ein bellen bringt kinderaugen
wie verwellte antennen in teheran
zum tropfen, zwischen einstieg
und einweg liegt die drahtschnur
mit widerhaken vom vorherigen vogel -
und die blüten tropfen!
die wasserleichen, die annehmen,
sie pflügten vom unter räder maskierten
mantel zutaten für
eine wintersuppe.

Mittwoch, 6. April 2016

tag und nacht und meer, eine troika

der ausschuss pustete den himmel
gegen kirchturm -
was sich aufkratzte war ein schimmer
der rock aus buntem papier blockiert
nun den untersten vers

wenn nun der schwarze rauch die
erde wie ein auge zudrückt es würde
blinzeln die forellen auf dem sprung
kleiden die erde
in schuppen es rutscht aus wer flossen
hat zu schwimmen in der nacht

Dienstag, 5. April 2016

unterhalb

upravleniye rabotami
(oder: sowohl rot als auch tod)

der republik den ergrauten zopf
in den regen werfen ein
maultier zertritt fensterscheiben
in der mitte der dörfer die
decken aus wolken schneiden

obszwar: die dinge zu verstehen
die männer, als trügen sie regenschirme
um die lenden große reden
schwingen
mit dreifacher art von ja
einfach unsterblich zu machen!

als schöbe man die landkarte
auf eine breitenlänge
die eimer sitzen doch im
selben boot

Sonntag, 3. April 2016

dreibeiniger tisch

rebellion: als hängen zwei
raffinierte arme an einer
türklinge
(frieden liegt
in der falte zwischen freiheit und
mensch, surrend wie eine
himmelsmaschine, gähnend
fischleib in meeren)
es schlagen an die baumstumpfe
und äste als schlügen bajonette
in die offene hand

(schwarze silhouetten vor untergehendem
autolicht)

Samstag, 2. April 2016

blind nighthawks pouring sand

kindermut / schulterschuss eine nacht ver
blutet an papier im umkehrschluss
schlechtes kabarrett singt von passgenauen
schenkeln in die karosserie
das alles draußen und drinnen eine regenrille
im herbst

deine arme, wie kordeln, striemen am pferde
eine scheide des flammenschwertes eine
sonne als pfütze

(er wettete:
hölderlin habe auch nie
mesopotamien besucht, kippte jedoch
sand von terrassen in den fluss)

Freitag, 1. April 2016

threat


ich habe stirn und schweißtropfen des landes verwiesen -
man merke an: unterhalb der treppen reißt man
an meinen haaren
hier oben zwei möglichkeiten aufzustellen; die vergrößerte
verminderung eine sonne eine pupille
ich prüfe wie viele arme gegeneinander schlagen mögen
in brennender luft ergebnis: drei
schlafenszeit
der mittag fällt auf ziegelsteinen, er zerbricht und wird
zu schuppen meiner haare - ich kenne das spiel:
was kühlt das ist meist ein kammerstück
dort wo sich die türen der kühlschränke gegenseitig
blockieren (sie sind schon nackt)
ich spreche die zukunft aus, ich siebe regentropfen
während ich versuche, das meer mit geballter hand
auf den rücken zu drehen


rechtfertigung

die klinke des vorhanges bricht -
ich schreibe doch auch nur für jene
dessen lippen in nächte versinken, langsam
und vom morgentau trunken

(letztlich für mich
du vertraust mir nicht)

eigentlich revolutionswächter

fahnen trocknen im lampenkegel
ich sage nicht: ich hätte nicht gestrampelt
manche wissen, man schlägt körbe der musik
willen im iran (was einen genetiv hat,
bei dem erstehe ich glühbirnen)

liebe mich, o welt! drei höllenhunde sind
nicht genug den rock eines verirrten herbstes
ihm selber über den kopf zu stülpen -
ich sitze als buswarte, jeder ort wird auf
dem rücken von rhymney ausgetragen

meine kinder schlagen glühbirnen in
glocken an ich wusste der hals des himmels
bat mich mit ihm mein blut zu vermengen -
sehr geschickt allerdings!