Poetik für den Vorwand.

Montag, 30. März 2015

Frische Nachtluft

Frische Nachtluft
Verführerischer Duft
Schlängelt sich in den Garten
Meiner Lunge
Sinn, zu warten
Bleiben im Moment
Im Orient
Der neuen Sinne
Stehen bleiben auf der Stelle
Ich stand nie an anderer
Verwachsen mit dem Boden
Der da wird sein die Quelle
Für großartiges, erhabenes
Ein Wassertropfen auf meiner Stirn

Sonntag, 29. März 2015

Soziale Neugeburt

Wie wir uns zerreißen und zerbeißen
Für das warm-umarmende Band
Menschenmassen strömen
Gleiten vorbei, feiner Sand
Man könnte wahllos greifen
Man wird mitschleifen
Dadurch nicht reifen
Sondern verbleichen
Und Ideale gebähren
Den alten einen letzten Blumenstrauß ans Grab legen

Wir klammern uns aneinander
Wie lange schon verharren wir in unserem Griff
Unsere Hände sind erstarrt vor Anspannung
Und können deswegen nicht loslassen
Nicht verlassen
Doch was ist Leben
Wenn nicht der Prozess des Todes und der Geburt?
Genieße Deine heutige, neue Geburt

Donnerstag, 26. März 2015

Wall der Worte

Versteckt hinter einem Wall der Worte
Erreichen wir nie diese Orte
Du sahst in mir die Nacht
Ich in Dir die Tür
Zum Sonnenaufgang
Zum neuen Klang
Unserer Stimmen
Ich würde gerne ein Kunstwerk malen
Aber das Problem ist: Meine Farben sind nur Worte
Zu blass für das Leuchten der Sterne
Das in uns steckt
Ich würde Dich gerne beschreiben, aber
Mein Stift würde brechen
Spätestens wenn ich bei Deinem Lächeln angekommen bin
Wo bleibt da der Sinn
Mit Worten zu jonglieren
Und am Ende doch zu verlieren
Gegen uns leuchtende Sterne


Nachtfrische

Nachtfrische, ich atme Geister
Schwarze Laster verschwimmen mit der Welt
Stahren in die Ferne, sodass ein Schmerz von mir fällt
Ich sehe es, ich bin eins mit ihr
Ein plötzlich ausbrechender Geysir
Sterne werden kühl beobachten
Worüber wir lachten
Unsere Einsamkeit
Machte uns bereit
Den fremden Raum zu erfassen
Zu Rennen durch neue, enge Gassen
Wir erwarten nicht, es zu finden
Wir erwarten, uns zu finden
Wenn wir verschwimmen mit der Schwärze
Ein durchtriebener Boden, aus dem wir sprießen
Und wir wandern durch den Morgennebel

Mittwoch, 25. März 2015

Das Meer - Theater der Poesie: 2



Zwei Menschen. Und wie sie doch Wälle zwischen sich bauen mochten. Kälterer Wind wich dem warmen Seidentuch der Umgebung, doch war die Luft feucht, für manchen ein vollkommender Trunk. 

„Sie werden sich nie sehen können. Nur ihre verzweifelten Spiegelbilder, die lächerlich scheinen zu dem Winde, der in ihrem Inneren Bäume entreißen mag.“

„Wie sie sich ergreifen wollen, wie sie das Objekt sehen, wie sie nicht verstehen, dass das Band zwischen ihnen reißen wird, werden sie in entgegengesetzte Richtungen laufen.“
„Sind sie verloren? Ist die Musik denn schon vorbei?“

„Und wenn sie grausame Laute von sich geben mag?“

„Dann sollen sie zu ihnen tanzen! Ihre Ohren werden die richtige Form schon erraten!“
„Sie werden nicht verstehen und nicht vom Meer kosten, nicht ihre Münder füllen mit köstlichem Wasser, nein, sie werden einfach und erbärmlich rosten, und eine Schande für den Strand sein.“

„Sie müssen verschwinden, verdrängen sich selbst, ihr Sand ist abgelaufen!“

Und sie gingen. Ohne zu verstehen. Beide fühlten das Wasser nicht. Beide würden es nie fühlen. Sie werden verhungern; was haben sie, eine leere Flasche, wo bleibt ihr Wein? Zerschmettert längst das Gefäß, das einst noch Hoffnungen barg, dem hat man sich entsagt?
Hören sie nicht den Klang ihrer Stimmen?

Was mögen sie uns angehen! Uns in unserer wunderbaren Isolation! Wir schauen und wollen nicht geschaut werden; doch gerade das ist die Lüge! Wir wollen, sie seien uns Diener, sie seien uns Ergebene, sie seien uns Lehrlinge! Und wie mögen wir das erreichen, wenn wir für sie nichts sein mögen denn blasse, verkümmernde Blumen am Wegesrand?
Wir müssen uns unser selbst reinigen! Und vielleicht können wir irgendwann auf dem Berge leben, der, den wir doch so erstreben!

Und so mochte die Nacht fortschreiten.

Schreckliches Kreischen



Schreckliches Kreischen
Durchdringendes Zerreißen
Herrliches Zerfleischen
Auch Menschenfleisch lässt sich verdauen
Lässt sich genüsslich kauen

Stetes Metrum der Waffe
Intervall um Intervall
Instrument des Todes
Monoton, stabil, kühl, kalkuliert
Wie es sich seiner Verantwortung nur entzieht!

Der Musiker: Blickend auf sein Publikum
Eine einmalige Show
Exklusivität, Geilheit der Macht
Einschlag der Patrone, ganz sacht
Einen neuen Waldbrand entfacht

Mensch in Reinform?
Tiere sind besser
Verherrend, erklärend
Sterbend

Montag, 23. März 2015

Frühlingsnacht

Groteske Natur
Wirst Du Teil von mir?
Ich fühle Dich
Eine Ebene, keine Distanz
Stachelndes Lodern
Ich möchte Dich umarmen

Maßlose Gewalt
Tape, dass die brüchige Gestalt
Temporär hält
Provisorisch verklebt
Nach einem Autounfall
Die Wunden geleckt

"Lass es uns treiben in der Holzhütte"
Falsches Spiel
Regeln ihrer selbst Willen?
Regeln der Kette Willen
Regeln der Fesseln Willen
Regeln als Ausgleich unserer Inkompetenz

Tanz im Regen
Ich blicke verwegen
In Dein Gesicht
Ein Licht
Das die Sonne blenden mag
Ein Sarg
Für all jene Aggressionen
Die nie schonen werden

Sonntag, 22. März 2015

Sommernacht

Kontrast der Symbiosen
Es sind meine Neurosen
Die mich schweben lassen
Die Sommernacht war schwül
Das antike Reich der Schwärze
Fasste uns
Wir waren seine rechte Hand
Wir spürten die letzten Sonnenstrahlen
Verlegen kitzelten sie uns

Der Highway
Nur ein paar Kilometer von hier
Bloß Schikane
Auf einem Trainingsplatz
Des Nicht-Verstehen
Des Bunkers

Ein Kuss
Kosmos des Moments
Schlange, die sich um unsere Hälser wickelte
Gerne würde ich diesen Moment als meinen letzten sehen

Samstag, 21. März 2015

Das Meer - Theater der Poesie: 1



„Ist die See rein? Rein vom Gebein alter Tage, wo ist unsere neue Lage?“
„Die See wird heute Abend stürmisch. Gesellen wir uns zu einer Runde und erstarren beim Anblick der Schönheit derer, die in ihr schwimmen werden. Doch mögen wir unsere Taubheit, unsere Blindheit und unser fehlender Drang des Vorbeugens missachten wie die Kälte in dieser Nacht; mögen wir uns rein und vollkommen ihrer Antlitze erfreuen, diesen Sternen, die im nassen Himmel auftauchen.“
„So soll es sein.“
„Und siehe: Da kommen sie. Getragen von einer Wolke, die zu herrlich scheint, als dass wir sie mit bloßem Auge anblicken könnten, nein, dürften; wir müssen uns ihr beugen, dürfen die hochragende Pflanze nicht fassen, und erst recht nicht die Wurzel berühren. Denn das ist ihr heilig, ihr seelig, das sei zu schützen!“
„Auch wenn wir nie davon kosten mögen.“
„Worte vertreiben das schüchterne Tier. Sei und werde nicht, was sie Deiner an Ketten auferlegen. Doch wir können es nicht begreifen. Genießen wir das Schauspiel.“

Der Mond war die letzte Quelle. Aus ihr mochte alles strömen, was wir in diesem Moment als Leben erfassen. Der Mond war unser Brunnen, vielleicht doch ein leichtes Summen, ein entrüsteter Blick, dem Tode ins Gesicht, und schon sprang er hinab ins Meer. Wer bedauert es sehr wenn nicht wir, die Mondskinder in einer Nacht, in der wir die Strahlen unserer Mutter am meisten benötigten, um unsere Sein und Werden zu beobachten?

„Lass uns tanzen“, sprach der Jüngling, hoch und erhaben, wo verstecke er seine Gaben? Unter dem Gewand, tief unter dem Sand?
Wusste er, dass er alleine war am Strand? Dass die Wellen das Metrum vorgeben mochten? Doch er zitierte nur Nietzsche: „Die, die tanzten, wurden als verrückt von denen bezeichnet, die die Musik nicht hören konnten.“ Und seine Musik war vollkommen, er war einzig und rein, ein pures Sein. Er brauchte nicht, was andere als notwendig empfanden, andere zu sich sandten, in der Hoffnung, sich ihren Turm zu bauen zu ihrer Erkenntnis, die weit und fern glitzerte, verlockend, gleich dem Golde, dass sie doch zerbrechen wollten mit bloßer Hand.
Und er weinte. Tränen der Freude, die sich im Sand vergruben, eigene Meere, eigene Universen bildeten. Und wie großartig sie doch schienen! Und wie frei, zerstreut und watend, sich einen Weg bahnend, keine Widerstände, wenn die Widerstände sich ihrer nicht bewusst sind. Wenn sie keinen Zunder für den Widerstand verspürten, kein loderndes Feuer, dessen Hitze auch den letzten zwingen mochte, sich zu erheben und die Saiten zu verstimmen, eine Laute mit falschem Spiel. Und wann werden die Saiten reißen?
„Ein herrlicher Gesell.“
„Er versteht, zu sein.“
Und er verließ das Feld des Sandes, löschte die Schmerzen des kalten Brandes aus, indem er, unwissend und komplett, in das Meer sprang und sang. Laut, erhoben, frei, verschoben in eine Welt, die nicht zählt, kein Urteil fällt, sondern die ihr Sein als Ziel begreift.
Und so mochte die Nacht fortschreiten.

Fortsetzung folgt. 

Sonntag, 8. März 2015

Der nackte Mensch




Nackt schleichend mag man anfällig sein für die Kälte
Doch bietet das leichte Erzittern auch immer den Ansporn für Bewegung
Oh, sie starren auf den nackten Menschen
Oh, sie wollen Könige sein, können sich ihrem Thron nicht entledigen
Was ein falsches Streben, wie sie den Dolch in sich rammen!
Wie sie darauf beharren, woher sie entstammen!
Wie sie ihren eigenen Hass entfachen!
Welch grauenhaft Schauspiel!

Der nackte Mensch, unbeeindruckt, ohne Anfang und Ziel
(er masturbiert auf der Brücke zur Erkenntnis)
Und doch will er so viel
Der Unterschied: Er kann es erreichen
(ihre Geilheit steigerte sich und törnte den Mond an)
Lässt keine Zeit verstreichen
Sie existiert für ihn nicht
(ihre Sekrete waren seine Neugeburt)

Der Mensch in Kleidern: Alt, verwegen, er schämt sich seiner selbst
Und verlor die Unabhängigkeit zu seinem „sicheren Fels“
Und wenn man ihnen die Kleider vom Leibe reißt: Sie werden sich schnell verdecken
In ihrer Scham des Existieren
In ihrer Angst ums Verlieren
Sie fassen das Glück in der Methode der Selbstzerstörung
Sie trinken gerne aus dem Verzweiflungs-Trunk
Und überweisen die Schuld
Der nackte Mensch: Unerfahren von falscher Erfahrung
Geleitet durch seine eigene Treibung
Vereint mit seiner Selbst, wer mag dieses Glück fassen?
Eine Kontrolle, wer benötigt schon diese Lasten?
(sie lässt ihn gewähren, oder lässt er sie gewähren? Widerstandslose Liebe beiderseits)
Wer muss schon auf Antrieb anderer fasten?
Wenn nicht diese Selbst-Verstümmlerer in Kleidung?
Seid nackt!
(beiderseits entlädt sich die Geilheit in einem Moment der Neugeburt)

Dienstag, 3. März 2015

Süße Radikalität

Oh, süße Radikalität!
Du scheinst die Mathe, Logik unseres Lebens
Geradlinig, der Highway ins Schwarze
Oh, Ziel unseres Strebens
Wie wir ihre Füße küssen, die der „Wahrheit“
Wie wir stets sind bereit
Uns ihr als Sklave bereit zu stellen
Andere zu verbrennen
Nur um unseren Wahn zufrieden zu stellen
Lass uns gesellen
Zu jenen, die uns zustimmen zu scheinen
Und rammen ihnen den Dolch in den Rücken
Er wird sie schmücken
Welch zerfallender Selbstschutz!
Siehst Du nicht, dass es keine Wahrheit geben kann?
Siehst Du nicht?
Hast Du das Sehen verlernt?
Dich blenden lassen?
Von Versprechen der „auserkorenen Rassen“?
Nonsens, der Dein Universum beschmutzt
Regelrecht ausnutzt
Um die Hure namens Macht für ein paar Stunden zu genießen


Hinweis: Um Missverständnisse auszuschließen, sei erwähnt, dass sich dieser Text gegen jegliche Art von Radikalität aufgrund der Nicht-Existenz einer Wahrheit ausspricht.