Poetik für den Vorwand.

Mittwoch, 31. August 2016

winter mit trockenen füßen

im himmelsschlund
greife ich die hinterbliebenen
die knospen zwitschern
zwischen dem papier
als seien sie noch nass
es rankt sich um
das handgelenk das offensichtliche
ich spreche, porzellan
lässt sich nicht anhauchen
es ist wie flügel am feiertag
deine reih und glied

Dienstag, 30. August 2016

aphorismus

mit der welt mag man zwar alles erklären dürfen, aber nicht können

einwurf!

meine brüder, wer die gleichheit
verspricht, aber nie aufgibt -
von einem tag zum nächsten
wandern sie
hinter zerbissenem glas
das meer füllt vasen
im d'accord
hochmut kommt vor dem fall
du schnalzt mit der zunge,
während du nackt
an der küste im regen
schwimmst

Montag, 29. August 2016

aphorismus

werden dinge verstanden, sind sie schon bekannt

seifenoper

die mundwinkel sind
treffliche kalligraphie
der freundschaftliche
absatz:
was emporwächst ist
ein ruf in der
dunkelkammer
zuckend schlaflos voreilig
du denkst daran,
götter-atem nicht zu schlucken
sonst wärest du nur
mehr allzu dekadent

Sonntag, 28. August 2016

antwort auf die frage: wie weiß ich, ob du mich küssen willst

"ich lebe auf dem
zwiespalt der zunge"
diktieren sie den vertragsbruch
der zugvogel ist
langfristig zeitlos
das licht ist ein anwärter
hieße, du hast nur auf den lippen
geschlafen
ein ende ist die beste
überleitung in der pantomime 

Freitag, 26. August 2016

nickerchen


eigentlich mensch
andererseits mond als
hungerkünstler
zwischen den zeilen
faust hätte zugvögel ausschwärzen
können mit
jalousinen
nicht mit dem norden

Donnerstag, 25. August 2016

für heiden

der menschenschädel hat den helm
ausgespart
mücken zwischen den zähnen
schaubilder von stürmen
der hals sei eine wolke
in klangloser glocke
zündkerzen sind patronenhülsen
im russischen sommer
der charakter meint
der mosquito rettet bewusst schiffbrüchige

Dienstag, 23. August 2016

der verlust ist immer wieder vergessenes lernen

der glockenklang drückte mir
versprochenen morgen
auf an den haaren herbeigezogenem
atem
die kinder jesu
wissen:
das, was die zeit erklärt,
darüber können wir
auch morgen noch
reden

Sonntag, 21. August 2016

genealogie

der dichter hat
die liebe nicht erfunden
sie doch aber zuerst
gefunden
du solltest nicht
diesem falschen trauen
wenn jener nächste
nicht naheliegt
die freundschaft mit
mir selber
ist
auf beiden seiten
unerwünscht

Samstag, 20. August 2016

das überschaubare ende in der nacht

was gleißt, das bettete sich
fackelträger verlernen das singen
was zum halse heraus hängt,
sei das letzte wort als bonmot
in nächsten nächten zucken zungen
auf mesopotamischen
goldschilden - -
fliegen sind wie scheren

Freitag, 19. August 2016

aphorismen

der komparativ ist nicht weniger als die notwendigkeit nicht mehr verschieden zu sein

das beschreiben der unmöglichkeit ist die wahlfreiheit des opportunismus

die nostalgie ist eine selbstbewusste gewissenslücke

die nacht blendet sich selbst an den vorhängen

Donnerstag, 18. August 2016

seufzen

ich rate du verstehst mich
fabelweise vordergrund
sprichwörter in der nacht
kommen ursprünglich nicht von
ungefähr
papierkante ist noch kein
eselsohr
was du schreibst sind nackte
kehlen, aufgezogen -
zappen vergessen . die lichtverschmutzung -
kontraproduktiv aber noch nicht
nutznießer 

Mittwoch, 17. August 2016

aschenbecher

der absturz
hätte ein gefallen sein müssen:
verspreche ich dir
im zuge der todesangst gegen-
wärtlich zu leben
das geschenk ist zuvorkommend
in diesen sträuchern
schmatzt der nachbar im
olymp, der geizhalz
du? 

Dienstag, 16. August 2016

jüngstes gericht

das ziel ist überinterpretiert
gewusst wie, du entsinnst dich
nicht mehr schweigen zu wollen
über das bedachte reden, hieße
bei sonnenuntergang kriegsbemalung
an und waffen niederzulegen

Montag, 15. August 2016

aus den fugen

rebellen -
tode hunde an
pilgernden
beinen
das wollen ist zum
voluntieren
geworden
wie auch wir vergeben
den eltern

tiananmen

die haut
einstweilig verfügt
dem meer
einen handkuss
am fuße des berges
sind köpfe
allerhand
gleichgültig
mit dem guten

aphorismus

wer ganz ich selbst ist, duzt nicht mehr

mimik

dieser absatz
ist kein ausdruck,
ich singe über
glückliche zufälle
als sei der ruf
ein schlafwandler.
liebe als leidenschaft
ist mehr oder weniger
nicht liebe als
ganzes.

Freitag, 12. August 2016

frischluft

symbol ist
sargnagel
was nicht ist
lecken die fingerspitzen
schlieren auf zeichentrickfilm
wäre ich zuhause
mein vater vertrete sich
die beine
alte herren tragen 
parfüm

Donnerstag, 11. August 2016

zurück zu dem absender herta müller

die krise
sei eine schnappsidee
zungen aus pelz
lockern sich nicht
die gestirne
ziehen schlieren
nicht vorweg der fahrt
ab
das unaussprechliche
müsste eigentlich
vollmundig
adverb
sein

Mittwoch, 10. August 2016

ad absurdum

vorm nichtstun
das
zölibat
eigentlich unfug
krümmung der zeit
hirte wie die rückhand
in der westentasche
ablegen

Dienstag, 9. August 2016

zwischendurch

verwaschene hände
wer es anmerkt,
hätte es selber nicht besser
gewusst
wer zungenbrecher probt,
weiß, metaphern sind
keine amnesie
der herbst ist
buchstabierwettbewerb
mit vater sohn beziehung

Montag, 8. August 2016

aphorismus

toleranz heißt, das zeitlose übermorgen zu erledigen

bushaltestelle

das schreiben ist keine

weltanschauung

selbstgerechtigkeit ist

eine aufmerksamkeit

von übersetzten wörtern

im winter nicht über

den tellerrand schauen

kennen ist verkennen, aber

nur bekennen

ich dachte nie, das falsche

wäre nur halbwissen

- das versprechen war nicht

immer so gemeint

Sonntag, 7. August 2016

aphorismus

gif-animation: negativ des blinzeln im kino

o-saft

widerspruchsfrist ein
appell französischer glocken
schall ertränkt hitze
verdrängen wäre liebe
ein repräsentatitivsystem
wäre ein und dasselbe
ein augenblick ist ein
vergessener vorschlag

Samstag, 6. August 2016

schlagfertigkeit: verzettelt sein

schamlosigkeit
menschnenskinder
um freiheit betrogen
wir können reden,
nur freundschaft,
nicht erzählen
unterstrichen, gut erhalten

Freitag, 5. August 2016

vātsyāyana

durch traubenreeben
deine oberlippe ist anglizistik
der pfeil schafft die stummheit
im schlepptau
lungen setzen kein blut
an
calvinisten haben den
krieg
der länge nach
abgekürzt

Donnerstag, 4. August 2016

autobiographisch

diese zeilen
sind nicht so zu verstehen:
der verschriftlichte verrat
ist keine umgangssprache
der, der gegen kummer schreibt
kann das kaminrot im
film erkennen
täglich brot und wein
umspielt deine lippen,
gefährtin

Mittwoch, 3. August 2016

wasser auf den mühlen

wenn schlaflosigkeit heißt, akkreditiert zu werden, heißt wachsamkeit, stetig auszuschlafen

herr lammert

der nächste ist noch nicht
der übernächste
schimmernde phallanx und
lazarette als nachhut der lanzen
wer den anfang kennt,
der meint, für samen boden
zu finden
ich sehne, diesen punkt,
ich kenne die schwachstelle
und mit ihr wird die
gefahr
verschwinden

Dienstag, 2. August 2016

geborgt

ungesprochene gespräche
die zinken der blüten
lassen deine lippen schmatzen
die vergangenheit soll zukunft
gehabt haben - das erleben wir als
der wüsten roten faden,
ein standbein.
streicheln die münder und offene
wunden zusammengerollt
wie atem in der winternacht

Montag, 1. August 2016

transhuman

hinter den jalousinen
wissen die motten
dunkel um dunkler
auch fingerspitzen
der fanghände
sind keine streichhölzer

wegbeschreibung

still, still
ich rufe zur radikalität
auf
alles an ihr
wird ein darum