Poetik für den Vorwand.

Mittwoch, 29. August 2018

leblose

wenn wir wieder ohne
zweifel nach hause
gehen, die ungeköpften hände
an unseren wangen,
der mundlose sturm, errötet
am abend und ein
übelriechender zeuge,
wenn auch hier das schwarze
meer umfällt -,
"bis morgen, ja"

Dienstag, 28. August 2018

lethargie

mit meinen verspäteten
lippen
an deinem mittelmeerlosen
gesicht,
das geheimnis brummt,
der "vorführeffekt".
frage niemanden; fragen
sind nicht unerlaubt, aber
fragen sind
erlaubt

Montag, 27. August 2018

lass mich nie gehen

was übrig bleibt vom
tag:
unbemannte geheimnisse,
ein abgeernteter herbst,
muttergroße ideen und
zerbrochener schnee,
ein progrom in einer anderen
zeit,
manchmal nackte und
meistens nacktlose,
lebenslanges leben und
seerosen in durchsichtigen nächten -
und auch
noch ein tag

Sonntag, 26. August 2018

es bleibt nicht

wer stumm bleibt könnte
auch gleich
stumm bleiben, bleiben möchte
ich nicht, die toten blitze
und wütendes rot
fliehen aus dem himmel,
den wir eroberten?
ich kann nichts lieben, was
mich nicht liebt;
dazu fehlt es mir an
dir

Freitag, 24. August 2018

an keinen mann mit deutschlandhut

im geheimen deserteur mit blutroten
lippen, versteckt wie unblutige
lichtgier,
schließt die börse, kommst heim im
richtigsten moment, während
auf den straßen panzer laufen;

pass auf, die falschen stimmen
reden wenn sie
schweigen

Donnerstag, 23. August 2018

bezwischen

ich bin hiergeblieben in
un-
bewachter nacht, ja, nach-
kriegsrepubliken erschießen
keine gedanken mehr,
als

ich mich versteckte, hielt
ich dir beide münder
zu mit
meinem mund

Mittwoch, 22. August 2018

ab morgen

die nachtschatten denen
das fischmaul aufgezogen wurde,
das wolkenlose
meereswasser der ezb,
ich bin in bonn, menschheitslos
fließt der rhein mit
lichtgeschwindigkeit,
du bist in lissabon, auf
sonnenprothesen
gebaut

Montag, 20. August 2018

todeszeit

die angst verschluckt sich
während, immer
die propheten müssen ihre zungen
nie mehr spalten, alle
brieftauben schreien:
marx hat uns nie verraten.
wie es besser geht?
lass mich mitreden, das neue
zeitalter
ist vorbei

am benjamin

und plötzlich stirbt man
nicht beim
menschbau zu babel,
alles sucht mich heim,
seitdem ich nicht mehr
weg bin;
es ist als sei ich
stundenlang:
und ich ernte nichts, wenn die
sonne umkehrt

Samstag, 18. August 2018

v wie victory

die ganze welt hört
auf zu siegen ganz siegbar
ist die welt,
siegend zu siegen: man

müsste sich
erstecken

wieviel zeit muss wohl
noch vorkommen?

Freitag, 17. August 2018

2015

fluchthimmelnde liebes-
frucht, zweites amerika,
meine davidshand, dafür leer
wie mein haus,
der schlangenstahl, rauchlose
fabriken und wolkenleere
himmelslippen,
ich krieche hinein.
die nacht ist jung,
ich berühre ihren schenkel

Donnerstag, 16. August 2018

einzugsgebiet

erkennen sie mich
nicht wieder, so wie beim
ersten mal?
die waffen liegen vergraben;
jeder kann sie
ausgraben und den
toten kaiser gleich dazu.
einmal müssen sie glauben, sie
würden an etwas glauben;
der himmel hat noch
blut, bevor er
schläft

Dienstag, 14. August 2018

glaubensfrage

beende die
geschichte:
alle zeitlosen fehler
wurden nie gemacht
schließe die welt
öffne die tür
erstürbe!

Montag, 13. August 2018

gedanken ohne

deine beine
unsichtbarer als der
himmelshimmel,
dein schritt schwer
von herzensleere;
erobere alles und gebe es
der menschheit
zurück -
sie wird schweigen
ohne mund

Sonntag, 12. August 2018

zugrück

schlafen die ältesten 
noch noch
schweigt die stille dazu
gelähmter himmel,
hör auf zu wachsen!
die frauenden zeitstücke,
sie nicht sie
fluchmensch: die erde bleibt
unter uns

redet! reden, wenn man so
klug ist wie jeder andere

Samstag, 11. August 2018

encore une fois

sei du ein
urflüchtling im
verschwörerkrieg,
seien deine füße die
erde im
nachschleunigten licht
der dunkelheit,
und gehe mit mir
auf die
knie

gutshof

ich halte beide
münder auf unter den
angsttiefen,
es rennen fetzenpferde
mit der nachtwurzel
im maul.
es stehen russische himmelskinder
zum verkauf, die reißen
die flüsse aus den wänden.

dein aberglaube, mein glaubeaber.

stoßzeit

der wind fällt
von den halsbäumen,
laufe hin, laufe
hin mit
deinen vogelbeinen,
vorbei am unersten
lichtwinter

mitdir

deine nachtzüngige
haut, dein träumschüssiges oder
stumpfflüssiges haar,
hinter den ungeköpften türmen
russlands,
unter behungerten
triumphbögen,
dein angstfaches
begehren

Freitag, 10. August 2018

hier ist

die erde reicht mir
schon bis zu
dir, die frucht-
folgen brennen

mein haus ab,
ich lebe auf einem
berg inmitten
von unbeatmetem

windzorn
(entrechtete deutsche
kämpfen mit
deutschem recht?)

nachtrag zur nordsee

junge geister,
gebt den wellen-
lichtigen geheimnissen
den knochen, oh

"die materialisten bluten noch
nicht!"
die materialisten bluten noch
nicht.

ermenscht.
wie soll ich da
enttarnt
sein?

Montag, 6. August 2018

1815 (song lyrics)

It stays a secret why
rainy ears are full of water
It stays a secret lie
that everybody caught her

For it can't be you
if it is a three-legged view
Yes, I miss him too but
He's not gone with the Spanish flu

I thought we see the same
But nobody else is in the room
just another ghost-old game
And another European doom

If I never see you again
If the sea is hidden under Spain
It is like a fake Twain
It is like nobody's pain

(2x)

Brothers in arms,
no daughter at home
no home for daughters
I will be there in 1815

And just call me now
With your wet, unasked lips
And just tell me how
There should grow leafes
around your hips

And just ask me now
wherever I do not come from
And just in the snow
there will be no children crying

(Until end)
Brothers in arms,
no daughter at home
no home for daughters
I will be there in 1815

Sonntag, 5. August 2018

tun weh

leg die gesichtsflügel
ab und wickel
dich in
meereslippen ein,

deine angst, dein
kehrfunk,
deine niemandsfüße

so was aber auch

man wacht
auf und wacht gleich
wieder ein, nein,
es fliegt auf,
wenn das meer wegfällt,
das sowieso

aufgefangen wird vom gefangenen

Donnerstag, 2. August 2018

Mittwoch, 1. August 2018

der meridian (an paul celan)

ich reiche dir die
hand du
küsst sie
ich küsse
sie du küsst
sie

die vogelgroße welt,
ihr winter

fliegen lernen

die welt eine
entplatzte krähe, dein
haar der
verdorrte wind, mit
beiden händen halte
ich tote fische

hoch
und werfe sie zurück ins
meer,
werfe mich hinterher
wie ein
hohler vogel