Poetik für den Vorwand.

Freitag, 31. Juli 2015

Deren Züge

Dort unten am Tresen spielt das Pathos Klavier
Hier oben nur dumpfer Trommelschlag
mein goldenes, ungenutztes Rapier
Und Züge hinter Fenstern.

Pulsierend vielleicht,
aber wozu ist Gold gemacht im Hunger?
Gebt mir weniger Zeit-Zeilen, dann spreche ich lauter
und fange an, selbst das Beruhigungsmittel Liebe zu schlucken

Vielleicht, heute im Schlaf:
Vielleicht darf ich partizipieren am Partikel-Tanz
Und auflösen in sterbenden Sonnen, was sich verhärtet hat an unserer falschen Bodenständigkeit
mit dem Rohrreiniger unserer Gedankengrabsteine

Der Zug pfeift dreimal am Abend, bevor er in See sticht.

Donnerstag, 30. Juli 2015

Freies Reden

Passgenaues Quartett am Morgentisch
glitzernder Orbit auf berstenden Kanten
Wer hat Hunger auf Fisch?
Der Forellen-Schwarm tut seine Tat als Sonnenreflektor

Und wie alt sind unsere Gedanken?
Ich zumindest habe sie gestern noch entstrüppen müssen
aus des Garten Ranken
und nicht selten fangen sie wieder an zu zanken

Würfle die Luft mit dem Schachbrett
der Morgen ist zu schön
für's freie Reden

Mittwoch, 29. Juli 2015

Hunger

Schwer zu sagen, wo die küche liegt, nachdem der hunger so lange
nazi-schatz war
vielleicht klagen wir morgen die an, die die liebe zur liebe verbrochen haben
denn jeder muss schließlich irgendwann seinem rückspiegel am vordersitz entsagen
und einsehen, dass autos nur auf der stelle fahren
[selbst in den urlaub, in die pflasterfabrik deiner kratzer]
was machen wir jetzt mit dieser neuen
bibel?
lasset uns einsehen, dass sie auch in alten häusern funktioniert
wie staubsauger als netzwerkknoten
denn schrift ist nun mal schrift
genauso wie staub nun mal staub ist
dank denen, die den äther zu uns selbst gefunden haben
durch messer, gabel und einem schnurtelefon
zum vermitteln von tischmanieren

Dienstag, 28. Juli 2015

Bruder

Wirf mich mit
Plastikspielzeug ab, mein Bruder
Dein Tropf beinhaltet Ölfarbe
Deine Exekutive:
Kissen-Podium im Schlafzimmer
zu sperrig für den Ballsaal
Deine Judikative:
Rate nicht, sie schlummert im Sternen-Gott-Sperma-Brei
Deine Legislative:
Nein, sie hast Du längst in die Besenkammer
der Bösen gesteckt
Der Schlüssel ist jetzt Angelhaken

Und jetzt komm zu mir
Ich kenne gute Würfelspiele
da muss man nicht viel
reden



Montag, 27. Juli 2015

Zar

Zaren im
Winterwunderland
spielen den Oligarchen
in der Retrospektive
Schneeballsystem
auf der Theaterbühne
Endlich werden wir reich
mit Kunst

Und da kommen all jene
Verklebten vom Morgentau
Und wollen die Schönheit des
Tages und der Nacht verneinen
Aber wir haben uns gefunden
in den Seitengassen unserer Angst
Das Labyrinth war eine
Beschäftigungstherapie, verordnet vom Doktor

Und dann tanzen wir
Herrn Schmerz aus der Nachbarwohnung
Und er ruft die
Polizei
Sollen sie uns doch anmalen
Und unser Feuer
in Spiritus ertränken

Sonntag, 26. Juli 2015

Epilepsie


Vergessen, die
Orangenschale vor
dem Verzehr der Welt
abzupellen
mit epileptischen
Klauen

Vergessen, den
Spalt zum
Zentralsozialüftungssystem
aufzusperren
mit epileptischen
Klauen

Vergessen, die
Gesänge an unserem
Terassen-Schrein
zu rezipieren
mit epileptischer
Mundmuskulatur

Denn jetzt
habe ich keine
Neuronen mehr
verkauft für
menschenähnliche
Orangen ohne Schale
und körpergroße Kissen


Samstag, 25. Juli 2015

Straßenhunde


Straßenhunde
ich reite heute
beladen mit der Kunde
bestehend aus
Rassel-Lauten

Denn wir haben
unsere Kommunikation umgemünzt
Münztelefon
zum
Gebell-Megafon
in ansonsten stiller Nacht

Jetzt reden wir nicht mehr
jetzt lieben wir
denn wir haben uns
der Alltagssprache
vollständig entsagt

Freitag, 24. Juli 2015

Administrator


Administrator
unser neuer Totem
ergreift ihn bevor
wir versinken im schwarzem
Anachronismus-Meer
auf dem nur Dissidenten
der üblen Sorte treiben

Administrator
bitte, wir brauchen neue
Götter
sprühe Funken
aus unserem Kabelsalat
Lass uns endlich
miteinander verkabeln
hier und unendlich
[Liebe aus dem Automaten]

Administrator
unser Lobgesang, warum hörst Du
so schlecht in Deiner Herrlichkeit?
Wir wollen kein Passwort,
wir wollen nur den Gastzugang
zum Leben


Donnerstag, 23. Juli 2015

Heroisch


Dein Gesicht:
Heute Pathos
Pferd von Troja
das jeder bemerkt
und morgen:
welch Pathos!
Angesichts des Spiegels
des starren Siegels
auf Deiner Stirn

Langsam versinken Neuronen im
kühl-schwerfälligem Wasser
Versuch des Ausbruchs
aus einem Haus mit offenen Türen
und Fenstern

Und Du schimpfst Dich heroisch?
Glänzende Haut und Gedanken, ja
aber Alaska längst erkundet
teils freiwillig, teils unter
der gespielten Bedingung
heroisch zu werden

Und wer will am Ende schon der Held sein
wenn der Held stets für die falschen Dinge kämpft?




Mittwoch, 22. Juli 2015

Orient


Orientalische Sonnen
zerfressen meinen Durst
Blut längst geronnen
im Zenit des ewigen Moments
Überlasse mir das Medium
und ich überzeuge das Gremium
das nur aus mir besteht

Das Medium, ach, wie gebrochen
Steinigung mit Sandbrocken
auf dem goldenen Präsentierteller
inmitten der Prärie
Abseits, und doch mittendrin

Denn wir werfen
greifen, schaufeln nach Nachschub
und sehen gar nicht, wie das Ziel
längst geflohen ist

Und das Gremium, das war
schon lange korrupt
und niemand trägt das Kreuz
außer dem „rechtmäßigem Opfer“

Manchmal würde man gerne
auch hier in orientalischen Sonnen
verdursten




Dienstag, 21. Juli 2015

Die Doppel-Therapie


„Zwangsverhalten ist nicht leicht zu trennen vom Menschen. Sehen Sie sich, wie Sie ihre neuerdings konvexen Körperformen, die sich verflüssigen, nicht ansatzweise auffangen können - sehen Sie sich, wie sich Ihr stämmiger Körper leichtesten Windansätzen unterwirft.“

Der Patient machte Anzeichen, dass er nicht verstand.

„Wir alle sind schwerfällig in unserer Leichtigkeit. Wir alle sind schwerfällig um unsere Worte hin, sind schwerfällig um unsere Isolation in manchen Nächten und Wochen; sagen Sie mir: Wenn es doch schon Schwerkraft gibt, warum bauen wir dann eine neue?“

Schweigen.

„Und glauben Sie mir: Sie müssen lernen, zu vergessen. Essen Sie gut. Ihr Zwangsverhalten ist kein Einzelfall. Meine Therapie wird sie auf die Beine bringen.“

Erst nach einigen Minuten Stille bemerkte er, dass sich niemand außer ihm im Raum befand.

Montag, 20. Juli 2015

Korruption


„Und wenn es etwas gibt, das korrumpiert, dann ist es unser Denken an sich. Dann ist es, wie wir in ganzer Radikalität erkennen wollen, dann ist es, wie wir doch denken, wir könnten Dinge voneinander unterscheiden. Manchmal wäre ich gerne blinde Schnecke, um zum Mond zu fliegen.“

„Und heute Elefant. Wie will man so zu einsamen Inseln schwimmen können?“

Er stieß den Kopf vom Leibe ab, und ließ Fühler wachsen. Warmes Gras zog ihn an, und endlich erkannte er keine Strecke. Manche, die ihn beobachten konnten mit ihren Augen, verstanden ihn, ohne es zu können - und nur Gelehrte stießen ebenfalls ihre Köpfe ab und folgten dem Gründungszug einer neuen Religion ohne Glauben.

Sonntag, 19. Juli 2015

Panzer


Neuerdings im
Panzer-Bataillon
Schwamm-Straßen
Sinn-Phasen
Farbspektrum

Kraft verhindert den
Fortgang
an der Straßenkreuzung
Und als die Mechanik
kürzlich ein Klagelied sang
so sprach man von Rost
und nicht von Trotz

„So ein Panzer kann implodieren, wenn man ihn reizt. So ein Panzer ist sich selbst Feind. So ein Panzer sollte kein Mensch benötigen. Aber wenn es sein muss, dann nur mit Pappe statt Stahl und Fahrradräder statt Ketten, auch wenn wir im Krieg sind. Und all dies soll der Fahrer wissen.“

Er trat seine Zigarette nach diesen Worten aus und sperrte die Luke, wohlwissend um sein Verderben in der Stahl-Wärme im Sommer-Blitzkrieg.

Samstag, 18. Juli 2015

Netzgesetze


Possen reißen
wenn wir uns um Vodka
zerbeißen
im Moment
in dem nicht jeder jede Schnur
halten kann

Und dann:
Kryptik in meinen Augengläsern
Selten gab es
so viel Kunst
in der Abstraktion
Der Tunnel hat neuerdings Graffiti

Wir schaffen Wüstenlandschaften
unter unserer Haut
Flüsse zum
neuen Weltzentrum
Und ja, wir zerdrücken sie
Im Sinne unserer Netzgesetze
freiwillig


Freitag, 17. Juli 2015

Nähe


Schrift als
Konter der Vokale
die in die Kehle rutschen
und husten lassen
während wir aufeinander prassen
im Neo-Ringkampf Federn lassen
[in Hochhäuserschluchten
unserer Komplexe]

Und Schrift als
Messer im Menschen
Hebamme des Selbstbefreiungskünstlers
Konstante in einem
System, dass Präzision
eigenständig präzisiert
und sich an der gespitzten
Klinge selbst schneidet

Dann wir als die
zwanghaft lachenden
in Nähe anderer
dann wir als zwanghaft stille
in Nähe des Papiers

Donnerstag, 16. Juli 2015

Beziehungen II

Und danach werden
wir uns als Brutalismus bezeichnen
Gallerie-Kunst in urbaner Umgebung
um Freude im Schmerz zu gebären

Souverän diszipliniert
im Schattendasein
niemand bewegt sich
bis nicht der andere verliert

Und so:
Reißen am Riemen
Aufzeichnen neuer Striemen
mit stechendem Alkohol-Stift
Berauschen an diesem Geruch
Diffus waren wir immer,
jetzt aber professionell


Mittwoch, 15. Juli 2015

Syntax


Syntax verloren
der Prozess
prozessiert
mit halb-offenen Ohren

Aus der halben Steintafel
wird dann sofort eine ganze
geschlagen
aus Luft und Schweiß
Wörtern ohne Sinn und ihrem
verlogenem Fleiß
Viele kommen zum Tragen
wenn es darum geht,
schwere Steine auf den Rücken
zu laden
und die Last mit Alkohol-Exzess
in der Kneipenschlacht zu schlagen

Und bald
betrieben die ersten
Steinweitwurf
und die schwersten
Steine trugen die anderen wieder,
denn hier trinkt man
um der eigenen Hölle wegen
hier trinkt man,
um zu torkeln im Stehen
um sich zu bewegen
hier trinkt man
aus Angst, den
Syntax zu verlegen








Dienstag, 14. Juli 2015

Gedankeneinkommensteuer


Progressive Gedankeneinkommensteuer
Brücke geschlagen zum
Vulkan-Auge

Nur haben Ökonomen
in Tapeten-Anzügen
in Beton-Hochhäusern
Wissen über das Wissen
vergessen

Und so hinterziehen wir
unsere Steuern
in unseren bunten
Beton-Oasen
in unseren farbenfrohen
flatternden Hemden
und haben in der Eile
Krawatte am Hals gelassen



Montag, 13. Juli 2015

Beziehungen I


Und so rosten Ketten nicht
wenn wir sie tagtäglich mit
Stolz zeigen als unsren Schmuck
Und wer könnte schon klagen
kennt er doch nicht die Gesetzbücher
einer unbenannten Miniatur-Nation

Und neuerdings
sind Körper Vasen für Geister-Sträucher
und neuerdings
gießen wir diese nicht, nein
sie wachsen von selber
Wir sind im Humbug
fühlen uns aber nicht gefangen

Und jetzt
durchbrechen wir gegenseitig
unsere Isolation
Unsere Miniatur-Nation
verweigert erneutes Einreiserecht
ins Exil
so zittern wir beide
angesichts dem, was wir geschaffen
glauben, aber nicht selbst verstehen
wir kopieren Schulbücher

Und jemand nahes schlägt mich
aufgrund der gesichteten Gefahr
in meinen Augen
und ich halte
die zweite Backe hin,
sodass ich wieder ins Exil eintreten mag


Sonntag, 12. Juli 2015

Festsaal


Und so bat ich
um Licht
in dem lichtdurchflutetem
Festsaal, nur um zu sehen
ob es tatsächlich keinen Unterschied
mache

Und als ich auch dieses Licht
nicht sah, so nahm ich an
dass das Licht des Festsaales
es geschluckt habe in seinem Hunger,
denn Licht auf Licht
ist wie Wasser auf Wasser

Und letztlich erkannte ich doch
dass ich nicht erkennen konnte,
denn es war ein Festsaal


Samstag, 11. Juli 2015

Abstraktion


„Und wenn er dann
seine Abstraktion abstrahiert
so wäre es, als versuche er
Meereswasser im Meereswasser
zu erkennen.“
Und so versuchten sie
um Dinge herum zu paddeln
auf einem schwankendem Floß
die sie erkennen zu glaubten.
Und spätestens als der andere
antwortete,
war es eine unklare, schwüle
Nacht
und sie dachten, dass nur
Glühwürmchen und der Mond
jetzt Licht spenden könnten.

Freitag, 10. Juli 2015

Bürgerliches Gesetzbuch (1)


1 BGB
§ 241 Pflichten aus dem Schuldverhältnis. (1) Kraft des Schuldverhältnisses ist der Gläubiger berechtigt, von dem Schuldner eine Leistung zu fordern. Die Leistung kann auch in einem Unterlassen bestehen.

Zitterndes Tau.

§ 246 Gesetzlicher Zinssatz. Ist eine Schuld nach Gesetz oder Rechtsgeschäft zu verzinsen, so sind vier vom Hundert für das Jahr zu entrichten, sofern nicht ein anderes bestimmt ist.

Tau und Tau verknoten.
Das Objekt erkennen
und Marmor strangulieren
(der Apfel ist auf mein Grundstück
gefallen)

§ 249 Art und Umfang des Schadenersatzes. (1) Wer zum Schadensersatz verpflichtet ist, hat den Zustand herzustellen, der bestehen würde, wenn der zum Ersatz verpflichtende Umstand nicht eingetreten wäre.

„Und so gib mir zurück
mein Gewicht und meine
Schwerfälligkeit.
Denn Du hast die Schwerkraft
verletzt.“


Donnerstag, 9. Juli 2015

Passiv


Passiv
erlebt er
der, wer sehr
zustande bringt
bunte Lettern im
Leuchtturm,
den Strom des fremden
Schiffes nun
als
Stativ

Der Physiker vergaß
was man mit Licht
dicht an dicht
mit schwammiger Sicht
doch wunderbares
machen kann

Und jetzt haben wir
eine tote Stadt aus Schiffen


Mittwoch, 8. Juli 2015

Weltstumm


Und selbst Regentropfen
als stummer Trommelschlag
im Schwarz / Weiß-Film
ohne Abspann

Und niemand konnte den
Klang auch nur annähernd ertragen, denn man versuchte
gleiche Bilder mit unterschiedlichen Farben zu malen
Nur das Abschaben von Öl-Farben
bringt kalte Metall-Schichten zum Tragen
und kein Loch reiht sich in diesem gegenseitigem Lichtschein
Reflektionen bis zum Ende

Und da sind wir:
Blass und nackt
und können das einfachste Lebewesen der Erde
nicht verstehen
weil es nichts zu verstehen gibt




Dienstag, 7. Juli 2015

Rückratslos


Freude brennt nur in Grenzen
Wände schützen vor Sturm
der Bewegungen in große Augen
sehe nur wie sie unser Knochenmark aussaugen
(rückratslos)

Zurückgelassen als Haut-Klumpen
Nerven-Stränge haben nur noch Kontakt
zu neuen Angst-Blaskapellen
in digitalen Kirchen-Ställen

Und neuerdings
lesen wir das Tier-Journal
mit bunten Bildern
nur manche können in der
Tiefsee überleben

Montag, 6. Juli 2015

Ameisen


Ameisen mit Menschenköpfen
als Schulbuch-Illustrationen
werden wir die Erde schröpfen
mit Duftspuren?

Unsere Königin:
Injektion der Säure
sie stiftet Sinn
inmitten von sinnlosem
Leben

Und da bauen wir
mit der Kraft,
Kräfte zu erkennen
Heimat
nur im darin
sterben zu können



Sonntag, 5. Juli 2015

Zwangsneurose


Klippen begrüßen
der Aussicht wegen
Szenen grinsen verlegen
im Kabinett der Abstraktion
dort wird es seltsam konkret

Schlachtrufe, nach innen
gestülpt, unterfüttert mit Sieg
den schmeckt der eine oder andere
Doch Sieg ist oft Freund von Krieg

Und so: Gerissen, aber nicht entzweit
ein kleiner Zipfel hält bereit
Potenzial für so viel Wut
nur entzündet werden muss die
ewig glimmende Glut


Samstag, 4. Juli 2015

Nirwana (Arbeitstag)


Leere Hallen sind durch Luft
nur dürftig gefüllt
auch geraunte Laute
zeigen sich nur bei Kälte
deutlich

Und wir, denen jede Witterung
in den Kopfe stieg
diskutieren über Sieg
unserer Strichmännchen-Abstrakte

Vielleicht mag es den einen oder
anderen Interessenten an
unserem Altmetall geben
die Welt um aber fährt
nur neuartige Neuwagen
ohne Betriebsanleitung

Freitag, 3. Juli 2015

Krampf


Adern-Hände
umgreifen Ranken
Buchbände
zwanghaft ordnen
und Lesungen
hinter Krampfader-Pforten
innerhalb von Server-Botanik

Und kühles Glas
unsere Augen spiegeln
Begriffe als
Artefakte
die wir immer wieder
aus- und eingraben

Und wir zittern
gerne bei Anblick
der Droge
legal und banal
in unseren Händen

Donnerstag, 2. Juli 2015

Zähflüssiger Stolz


„Wer ist dieser Mann
der mit Klängen um sich wirft,
alte, wohlgenährte Tiere
zwingt zur Bewegung?“
„Ich kann ihn nicht hören.“
„Vielleicht ist die Luft heute
zu dick.“
„Aber sie passt zu unserer
frisch gewonnenen Gemächlichkeit.“
„Ich liebe Dich, Taubheit.“
„Ich liebe jenen, der meine Ohren
öffnen kann und seinen Hauch auch
aus meinem Munde lebt, denn jener
bin auch ich.“
Taubheit und Müdigkeit schliefen
unter der Mittagssonne,
denn der alte Mann wollte
sie aus dem Blick verlieren.

Mittwoch, 1. Juli 2015

Transfer / Beton


Transfer
Kybernetik ausgeschöpft
Referenz geschmolzen
Wir blicken in raffinierte
Masken voller Emotionen
letztendlich spiegelt
der Schweiß doch nur Bekanntes
wider
und die Hitze ist nicht
regelbar

Unsere Beine haben feine
Risse, die wir gerne mit Beton
auffüllen würden
Skulpturen machen sich gut
im antikem Forum
umzäunt von
Gehirnmasse, matt übereinander
getürmt
(hier wird es schnell dunkel)

Und manche reiben sich
an blanken Wassertropfen
Erinnert man sich nicht daran,
wie schnell auch Beton
fragil wird?
Nassen Beton will niemand,
an heißem kann man sich
wärmen