Poetik für den Vorwand.

Montag, 30. November 2015

blinder fleck

blinder fleck der nacht
das glück an den zwei zacken packen
der mond ist längst auf erden gefallen
er und gekündigte kühlschränke,
schwarze laugen zu konservieren
das reh mit kinderaugen
vorangestoßenes der autokarawanen
entdeckt sternenzacken, an denen es
elektronen bluten darf, lichtschaltermarsch hat sich
eingeschaltet
zurecht zu drehen den blutkopf jesus
weg von fallenden adern, wie schreiende stimmen
in stillen kerzenkreisen

am ende schimmern fernsehkästen mit brotkrümeln:
das reh aß eigene füße in der savanne

der kopf pumpt zum herzen
schmelzende karosserien beenden jeden
arbeitsstau

Sonntag, 29. November 2015

fäden verheddern

jahrmarkt hinter ohrlappen
ich ziehe mich einsam vor spiegeln
aus
wie eine schippe, stoßen auf edelmetall

inzestverbot für regentropfen
darum küssen sie meine wangen
als windstöße, die den patronenhülsen hinterherjagen
auch nach meinen tausend toden bin ich also
noch nicht koscher
genug für sandkästen der wüsten

mein blut ist lila entgegen der regenlache
und gummi krallt sich seinen weg vorwärts darin
besser als auf puren steinhäuten

der winter entkleidet
mich in waschbecken für schleimhäute
brennende lampen neigen den kopf erwartungsvoll vor
immer
wo bleibt da mein anspruch auf
schneezacken-einschläge im mundraum
schubsen wie in der spannung vor
kammerkonzerten unterm bett
dort, wo sich körper wie fäden verheddern

Samstag, 28. November 2015

dieser mond

dieser mond atmet platz
wie ein zungenloser satz
gegenseitig pusten wir löcher in luft
zu fallen in das baumregister, blätterduft
aus kopftüchern unserer haare

unsere kinderaugen kennen das lichterspiel
sie sehen durch kerzenkreise nicht viel
plakative schnappatmung beim lippenleimen
die augen mit einem
spiegel am hinterkopf

die sonne, die sonne, bitte puste sie an
dass der zacken im kreise feuer fang'
docht und wachs, sternenschmelze
sonne und mond, erdenstelze

ohne grund und boden spazieren wir auf universellen
pflastersteinen der wunden unserer kindlichen körper
bis wir in der bewegung ineinanderfallen, sanftmütiger fontänenkopf
thays

mittagspause

arme gespreizt auf tischdecken
bombenschlag wie in
nassen tüchern
in blumensenken, osterglocken
drücken präzise umarmungen gegen
schlüsselloch mit verlegtem schlitz
mein plastikbrustkorb gibt die mittagspause
frei
wie die arbeit macht und
wissenschaft tanzt entgegen den erwartungen
wie halsstamm fällt um
salatsoßen wie milchstraßen auf brotkrusten
krümel wie sandkörner in mein zungenfleisch
ich werde in den kreißsaal unter tischdecken
geschubst

Freitag, 27. November 2015

arbeiten

ich stolpere im
schraubenregen:
ich ersaufe in
mutterschaft
wie aussichtsplattformen
dehnen sich die schreie meines halses
sie drehen sich links in meine
hand schuhe
große worte
in kleine schlitze an der halsschlagader
schwarze löcher
kann man nicht aneinander tackern
um regenschirme aus ihnen
zu bauen
oft liebt man bohrmaschinenschnabel
der aus der hand schlägt
wie stille spechthäuser

Donnerstag, 26. November 2015

kindlich


du glättest haare gegen
windschilf, das ausgesetzte kind
und sein
königreich aus ungeborenen, schon jetzt
im lachen
ich wiege mich im presentkorb
dichtungen über sonnengötter
lassen oft schweiß aus
des flusses tränenvorrat

und die großen steine:
es ist nur die langeweile vor dem
brüllenden gähnen von
ihren kopf in schwarzen kleidern versteckenden
müttern
sodass wasser endlich kreise zieht an
zwei ufern dieser welt
und wie glockenschall an die ecken des
pappkartons strandet
in dem wir (fäden aus jungen ästen sind zu dünn)
küsse nur andeuten können

eines tages sprung
zweier nackter körpersilben
und ein wort spuckt ertrinkend
in die schwere sommerluft
sein letztes wasser aus



Mittwoch, 25. November 2015

briefsterne und warenüberschuss

reifenprofil wie lippen
regen zurück zum
absender
wie briefsterne,
offene münder speien strahlen wie
reklame
milch gährt in warmen
flaschen
begehren mit hall
in geschlossenen räumen,
balkon 4 quadratmeter
genug freilauf
für blauplanfarm
("schaut aus wie zerknitterte nacht")
wir erstechen
uns mit papierkronen
tinte bluten
meine atlantischen lichterketten
scheinwerferinflation

Dienstag, 24. November 2015

tag am see

sie hebt mich hoch, fersenkinn
wie zerrissen schlauchboot aus stirnblasebalg
wasserspiel auf kreisstummen saiten, gestimmt
im ausland mit fingernägeln, in tränenholz
bunte seerosen bedecken nackte körper nicht
sonnenlappen auf blauen oberschenkeln
wie kleber aus milch und honig

rippengestalten in massen wie wüstenbäume
wir ertrinken umarmt
ohne wasser zu schlucken

Montag, 23. November 2015

zwangsneurose im kleid

kopfhaut gerupft wie glühlampenhaut
ertasten in blitznächten
stahllider rasten in form des körperglobus' ein
treppen aufwärts, türschwellen wie schwangere
mauern, tränender muttermund

ich schleiche hinter mir auf kopfsteinstraßen
kieselgeschmack wie
auf die bühne gezerrte umarmung
soldatentum
entgegen selbstverkehr
ich reibe steuerräder zu nebenfahrersitzen
weil ich die eigenen füße vertaucht
habe

plötzlich hinterkopf - glühwürmchen verraucht
mauern pressen hintertüren
schmal

Sonntag, 22. November 2015

brückenschlag

brückenschlag
der kolibrischnabel saugt meereswasser wie ein
halbmast
brückenbauch wie fensterbänke
durch rotweinglasfenster: rotieren schwerter zu kreuzen
blutverdünner, versalzene lippen, regenwolken pusten als
fremdsprachenhilfe
hände wie plastikflaschenvorhaut:
spielball der zackigen lampen mit
spiegel als hinterkopf
lichtbrücken überlücken das atemluftdrücken
am ende der reise strahlen
zwei nackte körper herunterfallende
ge-stirne der leuchttürme in totenstarre an
mit wohlbekannten
hinterköpfen

Samstag, 21. November 2015

kreuze auf dem rücken

wüstenschnee als zungenzunder,
kiefer wie
spröde füße in schlaglöchern
beleidigter erdball runzelt den rücken
der schweiß formt ackerfurchen in hände, hände häufen blutergüsse der mutter
kreuzzüge sind mit hungrigen tauben verwandt
familien fest hinter einwegregenwolken am ententeich
dem eremit väterlicher seite die brotkrümel
streitig machen

unterwasser

rentner der einfaltigkeit, straßen
wie gefaltet flaggen
kleinkinder laufen
auf ärmeln ihres taufkleides
bartwuchs am
schippengrund, metalldrachen mit gebrochener rippe
artistin wie angelschnur
verstrickt zarte füße in leeren
zelten
zwei augen reichen
seerosen zu vertausendfachen
strohhalme sorgen dem sommer
säcke an tränen weg, ausschuss
in kaffeetabellen
sonnenstrahlen zeichnen fettige
kronen auf zum stehen gemachten köpfen
taub unter wasser

Donnerstag, 19. November 2015

himmel

sprödes hinmelsrad spinnt entgegen zeigefingern
fettleibige seide, farbkanister, schiefen fingern
in die lunge parfürmiert, blätterglut an unendlichem stahl, gerostet blut
getropft von errektierten fingern
handballen lallen vorsichtig wege in dem bündigen blaugesicht
sonnenbälle wegschnippsen mit fingern

am ende greifen die weißen hände nach meinem dickkopf
aus pappwänden und würgen mit kräftigen fingern

Mittwoch, 18. November 2015

der dritte stand wird standesamtlich

steife wellen
branden zuerst in mündern von freiheitspuppen,
mit stahl geschuppt
atemlose rebellen
sehnen sich nach kinderwagen, nasser sand
faltige huren

luft wird glasig
bei unserem adeligen blutatem
man schluckt wein mit dem glasende voran

Dienstag, 17. November 2015

königreich und geschichte

kronenzacken stechen in kinderhaut
gesichter laufen lehmraupen
königreiche stampfen in schienbeine der eremitenhütten
und wachsen auf küssenden mündern
wie efeu an gefängnisgittern
wie moos an rudern von briefschiffen
segelnd über orangenwelten
sonnenauf- und untergang

Montag, 16. November 2015

zahlendreher

füllt stiefel auf mit trockenem erdfleisch
sohlenlos, wie verpixelte geister schießt matter lampenkegel
und küsst metallkäfig mit zwei sich beißenden brieftauben ganz leis

[01]

schamhaare legen lunten und brennen
feine wandteppiche
an der mittelnaht, das beschnittene herz

der vorhang fällt, beide hälften ragen
wie springbrunnenwasser über die ecken

[10]

ich puste wasserquader ins feuer
türschwellen, bordell wie lazarett
und rauche den rauch gegen
fensterscheiben, weiße flaggen sind durchsichtig

[101]

am ende belügen mich auch glühwürmchen
und ich möchte sommernächte nicht mehr zählen können

Sonntag, 15. November 2015

duktus II

plötzlich ein parlament im schlafgemach
hier der griff tausender kinderaugen
aufgezogen an bunten baumketten
moos wird wunden und füße brüten
tränenlumpen fallend durch schulterschwämme retten

nackte kopfsteinhände zeigen tiefe auf
orangen körperflammen, kochend, aus stoff
wir sehen blaue tiere ohne schritt
und uns selber, der gepard, der an asphalt litt

langsam, gegen erde wir uns drehen
und dem kinderatem, teilchen, beim lachen zusehen

duktus I

partikelschleifmaschinen, auf denen ich gekreuzt
hände auf stofflippen türme, den hohlraum lieblich geseufzt

meine schnappatmung und plötzlich fernes gelächter
gegen windrichtung
vielleicht auch nur der leim der jacken im frühling an
kopfsteinpflasterkörpern

ich sitze neben mir ohne arme
unterm scheuernden kinn die fahne
stümmelfleisch mit allen händen auf halbmast
gezogen

moos und regen (haiku)

siehe, moos schwimmt
im fall des regens stumm
und gliedrig mit

Samstag, 14. November 2015

Aux armes

Contre nous de la tyrannie,
L’étendard sanglant est levé.
Die Spinnenweben perlen im Morgentau
Atlantis allzu hohler Unterbau
Mugir ces féroces soldats?
Ils viennent jusque dans vos bras
Égorger vos fils, vos compagnes.
Drum der behaarte Seelenspeer
braucht eine laufende Bluthand sehr
Aux armes, citoyens,
Formez vos bataillons,
Marchons, marchons!
Qu’un sang impur
Abreuve nos sillons! 
Quoi! des cohortes étrangères
Feraient la loi dans nos foyers!
Jene Hüttenbäume, aufgegangen aus Speichel
Spitze Kronenzacken streuen über Wüsten
Amour sacré de la Patrie,
Conduis, soutiens nos bras vengeurs.
Liberté, Liberté chérie,
Combats avec tes défenseurs! 
Wir werfen keine Hüte über Sand
allemal, stecken wir Kopf duckend in Brand
Aux armes, citoyens,
Formez vos bataillons,
Marchons, marchons!
Qu’un sang impur
Abreuve nos sillons! 

überblock

überblock

sich sonnende gaslecks
eintopf religion an der bordsteinkante

zimmertrennwand aus straßen
gefälle mühsam behaart mit vielen kleinen füßen
keiner schulter, ölwasser auf hornhaut

kirchen lehnen an parkplätzen
die spitzen stopfen wolle aus
tragbar in plastikzelten, insektenwimpernschlag

aber hier: straßenlaternen augen wie don quichote
und die türen und gasttische, die manieren servieren
ich lehne gegen schalter; windloch für sträuße

Freitag, 13. November 2015

Donnerstag, 12. November 2015

resistanz

sonnenellipsen formen stechend wasserkübel
es tropft kopfüber gegen stillstehende wolkenpeitschen
stufen rosten im karussell, blätternde farbe
kinder und versteinerte süßigkeiten

man sieht selten betriebe in der schlafenden nacht laufen
auf stämmigen beinen, der sprint nur flüchtiges lippenbekenntnis
bis man selbst betrunkener baumstamm wird
und lernt, auf allen vieren zu taumeln

Mittwoch, 11. November 2015

humor

stahllippen und windschmelze
geringelte häute, nackte pelze
schaben an geriffelten kautschukbäumen
in blauen nächten rote lippen die nottür säumen

überlichtete leselampen schmelzen die kurven
rostende kolosse lachen nur für sekunden
ist man auf dem balkon unterhalb der gürtellinie

Dienstag, 10. November 2015

milchflaschen und kater

die lücke als lichtung
vielseitig als kantentier
blenden muss die reinfarbe
staffelei als staffellauf
schweiß auf öl
summa summarum blut
blutkörpergewerkschaft
man verkauft blutverdünner an minderjährige

ich denke an fehler des regierungskaters
dabei ist mir mein wachbecken fremd
ich laufe in meiner wohnung mithilfe von straßenlaternen

Montag, 9. November 2015

wie ein baum

wie ein baum
wachsen wir in wurzeln
wie ein raum
lassen wir ledernde gardinen purzeln

man sieht uns mit köpfen wie lichtschaltern an
den zweihälsigen, unbeleuchteten stamm
sehnen sind leicht unter dem regenerguss
auf zum reißen, innerhalb des hälserdrehen, kuss

man fragt nicht ohne fragewörter
man bläst die blätter im falle hinauf, erörter
mir das wir, indem wie und wer
sich senken wie ein durchnässter speer


Sonntag, 8. November 2015

künstler sind kannibalisten

zickzack seide kratzt unter den häuten
seitwärts, zerpflückend die frühlingsglocken läuten
krabben sehnen sich im gang nach blauen wolkenheiligen
schwimmen im halbschlaf entgegen dem durst
man hört den unwitzigen stepptanz
und die einen, seht, setzen sich bald auf den kranz
schüsse aus winkelmündern

Donnerstag, 5. November 2015

ich und tausend vor der leinwand

hier, seht ihr nicht warme lieder umreichen
herbstliche blutergüsse
ohrenlippen reißen an stummfilm schüsse
der flaggen tränende feuchtigkeit beginnt mit der haut bleichen

und man schreit entgegen des tütenstromes
wer sich selbst atmet, atmet plastik
nähmaschinen von hand bedient
tackender akt, massenware, reißverschlüsse und sandkörner

Mittwoch, 4. November 2015

tidenhub

nachthimmel runzelt die stirn
wir atmen graphit, der lippen wallungen
sehnt sich nach nassem sand
der schmiede funken leitet
entgegen dem wangenrand
rascheln siebenden händen
wir lehren uns das tragen von papierzungen
durch streichen der entgreisten dühnen
produziert im weinendem überfluss
nebenarme liebkosen stille meeresbusen

Dienstag, 3. November 2015

fernsehrauschen

hier des propheten umkleidekabine
autoleinen beißen den samt, sand und tränen auf lippen
und schrauben ziehen aus röcken
zurück in tragtüten der pappnarzissen
verkehrsnetze geritzt in masttierhäuten
die armen schweine essen schweineohren
und man spielt noten wie fernsehrauschen

Montag, 2. November 2015

stühlerücken


das stühlerücken auf dem parkett
aus tausend gebetsnischen geklebtes brett
reibt mir gesund rottriefend beine ein
tropfend salben, saugend in den leeren holzmund

die furchen meines erntegebeine
halb tot schon vom ewigem spannen und
zurückbangen meiner fußleine
sind stummer noch als die luft
die ich pusten darf

und in diesen rillen gäbe es fortan holzspäne
gestirne erlähmter löwen, aus tabak die mähne
und man sieht ihnen das verhungern nicht an
ohne selber hungrig zu werden


Sonntag, 1. November 2015

kühlschränke

legt kühlschränken eure jacken um
in der senke, wintersonnen scheinen auch bei nacht
innerhalb zwei flaschen saure milch
verdünnt mit brückenwassern
eine wurst unterhalb der griffbereitschaft
manchmal frage ich mich, ob man ohne licht die schoßmitte findet