Poetik für den Vorwand.

Mittwoch, 30. September 2015

verdicken

bäume knittern
rauch wolken, süß-rostend
brückenarme zittern
spuren gibt es keine
nur errektiertes gebeine
gegen staubrichtung
somit einher der rasierten lichtung

ach, lass die türme kapitulieren in kreisen
von der anderen seite stochern die greisen
in den sanduhr himmel
immerzu, den staub mit ihrem samen zu verdicken

Dienstag, 29. September 2015

inflation und deflation

die vermittlung treibt hassliebe am zahlenquadrat
zirkelkolonien adjustieren sich selbst
und überschneiden des nachbars grundwasser
die bogenförmige graphitkette macht den handel fest
die rille wird inflationiert
und das zahnrad ist die neue währung
jener wir göttersekret unterlaufen
das am ende vielleicht doch immer
dieselbe sperma-eierstock-umarmung in kindlicher energie ist
derer wir scharmhaare schenken

Sonntag, 27. September 2015

mond in umkleidekabine

mond in umkleidekabine
aufgedunsen in scharm der kreuzblicke
zeitlupen-implosion der feuerbrust-mine
rohrpost, die ich durch himmelsvene schicke
gefeuert, hinterrücks in flammensenke
die unterkühlen lässt das fahle fleischgerenke
mit ihrem bettgatten nummer drei

aber wir auf erden
zittern uns zusammen
denn zwischen brandherden
können wir in diesem moment
mit gegenseitiger beleuchtung
anfangen

thays

mosquitotanz (skizze an thays)

mosquitotanz in kirchglocken
schlagend gegen warmen kupferstich
wir haben zu entlocken
ob und wie man sternensterben in erdfurchen glich
unsere hände reiben funken
und bringen zum lügen den winterroggen
wir werden uns in tücher tunken
hals um hals, wachstum des fels
hand hinter hand, umgreifen der achsen
und am ende schlagen auch wir von innen
gegen schmelzende wände mit unseren nackten oberflächen

Samstag, 26. September 2015

zu wissenschaftlichen zwecken

geliebt wird nur zwischen plastikbäumen
und kondens atem schweiß zum stirn säumen
kronleuchterparade auf kopftüchern
drei euro eintritt für spiegelkabinett verdunklung

und unter dröhnen, da schnitzt man stimmen
das wasser lernt erstmals schwimmen
inmitten der selbstbefruchteten lauge

wir lieben hier
zu wissenschaftlichen zwecken
um herauszufinden
wie wir lieben

Freitag, 25. September 2015

denn

der herbstwald entkleidet sich im schluchtenritt
er sucht analogien, nur einer hält wacker schritt
eben jener, der sommer und winter hinter
handballen zum prallen brachte, keiner litt

denn es handelte sich um die paarung zweier sterbender kojoten
und wie tod und leben gespenst erzeugen
so reichen auch herbst und frühling die hand
zum bastard trinkspiel mit fülligem quillen aus
schlafzimmertürkanten

denn hier werden decken gesponnen
aufgedunsen in spinnennetze
meine arme sind jetzt primäre geschlechtsmerkmale
die sich nur in nachtwind vergreifen

denn nur hier ist der akt
legal ohne gewalten

Donnerstag, 24. September 2015

springender punkt

der zug zieht den morgen auf
in der kondenswasserzone
zwischen erdtonne und zur dunklen masse hinauf
aufstrebende, aufrichtende stahlkrone
flussstrom-stativ
haarpracht kuppel für füllende akustik
geflochten zum zunder
lungen kriegen besuch von allen seiten
wolle langsam gezogen von den breiten

springender punkt? der liegt an körperschnitstellen

Mittwoch, 23. September 2015

versprengte kirchen

leder zerreißen
auf diesem plateau sind
nackte körper unter meer spiegel
hinter schloss und riegel

weiß denn keiner mehr
dass auch bäume und straßenlaternen begehren?
aber der erregte angebot und nachfrage
seine tinten nase und papier lunge
gilt auch für die nie endenden restaurationsarbeiten
an der orgie

jetzt haben wir
versprengte kirchen

Dienstag, 22. September 2015

der besuch aus der nachbarschaft ums eck

militärparade im badezimmer
hinein taumeln in mückensaft
ökonomen füllen waschbecken mit speichel
das holzschriftzimmer langsam kracht und sensibel lacht

introvertierte symmetrie
rechts oder links
eingleisig mit abstand
nur in die horizontale
oder auf die knie kann man sich schwenken

wisst ihr, ich komme aus einem land
da hat man zahlen auch nicht verstanden
war dennoch tanzbar und fruchtvoll
aber nur, weil wir uns mit nur einer hutsorte zufrieden gaben

Montag, 21. September 2015

geschlechtsreife

der fahrstuhl hat seine errektion
hineingeworfen in den wunschbrunnen
epizentrum auf tannenzapfen
samen unter bepflastertem waldboden

gebt mir kinder an jedem finger
endlich wieder ich selbst an der hundeleine
erziehungspläne habe ich keine
so mache ich mir selbst lange beine
beim aus nächstenliebe missbrauch zwangsgeborendem gassilauf

und im schaukelstuhl erschwinge ich mir kalten tee erkenntnis:
nicht sinnlos war das leben
sondern viel zu geschwängert vor der geschlechtsreife

Sonntag, 20. September 2015

plenarrede

sehr geehrte
vaterfiguren auf sirenen-eisschollen
straßenlaternen und auftreibend sonnen-vollen
ich appeliere an euch bemalte grasmatten
euch selbst hinauf zu reiben in des vordermanns schatten
wir fahren in aquarien mit backsteinräder
vor und hinter der flut her
wir haben halsketten gebärt
die nur um luftröhren passen
erst mit schmuck prassen für jene massen zeichnen wir rassen
erst mit dem geschenk pressen wir den feindesschopf
an unsere glänzenden und feuchten hüften
wir erfinden täglich
weihnachts schwellkörper

Samstag, 19. September 2015

Schnee essen (Prosa)


Prustender Winter. Wer sich unter weißen Decken versteckt, der hegt oft zerreißende Intentionen. Das Familiendrama auf Holzstelzen. Gefangen in der Scharm der Unzulässigkeit, habe ich einst geglaubt. Im weißem Schnee ist das Erkennen von Ejakulat schwer. Schwerer bis unmöglich für den gestählten Tiefentaucher, der eben nur Stahl kennt und sich Puderschnee verweigert. Dort könne man nämlich versinken.
Ich hingegen esse Schnee. Schieben durch Tannenschluchten. Mundöffnung breit als Abyss aufgetürmt und verrieben. Weißer Zahnkittel. Zarenreich im Kochprozess. Ich schiebe und schlürfe. Eisschollen gibt es nur an polaren Ladungen. Ich bin Eisbär auf Pinguinjagd.
Ich hingegen esse Atem. Selbstgeschenk am wundem Punkt des Kniegelenks. Daher Einreiben der Muskelfasern mit Schnee. Auch totes Fleisch kann nur observiert überleben. Verzehrfähigkeit ist wie Jungfräulichkeit.
Ich kaue, während selbst der Mond sich zur Bettruhe legt. Ich kannte ihn von Postkarten. Die Kindheit war geschwängert von Götzen und Gottheiten. Nun sah ich diese auf meiner Nase tanzen, nun sah ich grüne Reklamelichter am Nachthimmel und deren vehementen Handel mit meiner Pathos-Fackel. Anzünden kann ich diese aber tatsächlich nur mit Reibung. Das habe ich gelernt durch Ausschlusverfahren. Wenn damals das Streichholz streikte beim Versuch, ihre Baumstammvorfahren zu erleuchten, und dadurch der Magen und Unterleib mit Blei anstatt mit Essen zu befüllen sich rief. Die Details haben sich zersetzt, während ich über die Funktion dieser Szenen für mein Leben nachdenke. Vielleicht wegen dem Frost. Aber sicher ist doch in diesem Windzug: Fackeln kann man nur durch Reiben zum Brennen zwingen. Irgendwann prusten sie und schlagen aus der Hand, irgendwann fliegen Funken in den Schnee und sind nur schwer erkennbar.
Das habe ich gelernt in meinem nächtlichem Dachzimmer, das trotz Holz nie Feuer fing.
Schnee schmilzt. Ich bemerke ihn tatsächlich am Lippenansatz. Dann schlucken und drücken im Brustkorb. Organe befassen sich nun mit gegenseitiger Materie. Hände reiben an Pelzwänden und drücken. Ich zitterte nur in Momenten des Lernens, die ich heute als lästig und keinesfalls notwendig betrachte. Ich habe an diesen Kursen teilgenommen, um die über meinen Studienbedarf reichenden Entlohnungen des Tannen-Staates in Anspruch nehmen zu können.
Dann atme ich eigenen Atem wie aus einem Zwang, eine Zigarette am Bettfuß. Mein russischer Frühling, mit viel Arbeit verbunden. Ich habe mir einen wolligen Gehrock geschaffen aus meinen eigenen Luftstößen, aus meinem Stöhnen und Seufzen, aus meinen erstickenden Schreien am Ende. Jetzt sehe ich aus wie ein gemachter Mann, aber wo ist mein Körper geblieben? Ich setze mich unfruchtbar auf die Lichtung zwischen platten Horizont-Scheiben und drückenden Fußspuren. Hier besinge ich meinen Geschlechtsverlust; denn es ist so kalt, ich möchte meinen Gehrock nicht absetzen. Und auch wenn ich weiß, wie sehr ich doch innerlich reibe, so will ich diese Funken am heutigen Tage und in diesen Stunden nicht aus meinem Körper heraus in den Schnee betten lassen, sondern ihre Fruchtkerne von innen bereits einbalsamieren.
Die Folge wird doch immer sein: Ich esse mehr Schnee und weiß nur für eine Seite lang, warum.

Freitag, 18. September 2015

Skizze an thays

wunderbare hüttengestalt
nachtschwinge, entlanggezogen
kometensiedlung, der sich ums oval ballt
setzhaft geworden

gäbe es hier noch
tag und nacht gefälle im winter geselle
wir würden uns an deinem
haaren schnüren
und abyss auf abyss führen
denn nächte sind zum gespieltem verstecken gedacht
so weit, dass das spielfeld vor sich selbst lacht

thays, skizze über dich
skizze an dir
malen drückt in meiner hand nur ecken aus
darum: plastische plakate
aus unseren immanenten ineinanderwälzungen

Donnerstag, 17. September 2015

kleiderrücken

kleiderrücken
der nahende winter
schluckt luftlinien
tautologisch werden wir mücken
und bringen zum berstenden schwellen die nischen-lücken

straßen-laternen hinauf klettern:
synthetisches licht
zur behandlung
des auf leuchtkraftplakaten
propagandierten magengeschwürs
[die presse kennt details]

kleiderrücken
den gehrock verdrücken
damit kleider sich entzücken
lust auf reklameschilder
weil auch straßen-laternen
den akt in der dunkelheit begehren

Mittwoch, 16. September 2015

randnotiz an prometheus

randnotiz an prometheus
wie hast du erstochen zeus
auf straßenkreuzung zum mutterhals
schlüpfen zurück in schöne, neue welt

welthebamme wurde
aus dem kaffee geboren
und zieht dem kleinkind
dem lochdrang aus den ohren

hach, auch du, prometheus
warst kleiner junge mit zeit zu verlieren
warst auf plateaus, um senkrechten zu erfinden
du schmiergelst berge ab
und formst mit masturbation und herabfallendem staub
das nordkapp

am ende
war die ganze entstehungsgeschichte
nur ein hintern auf kopierern

Dienstag, 15. September 2015

wappensieben

hier gibt es freiheit
in verschiedenen sprachen aus vokabelheften
mit kontext lernt man besser
hochgeriebene tränen-mitesser

welche tragweite hat das bett
wenn blutnetze durch zufällige blutgerinne geformt sind
schlaffe gelehrte im nacktbad
lendenschutz aus angeklebten scharmhaaren

körper einreiben mit seife
erregtheit und unreife
sind füreinander klaffende greife
so nahm man an im königreich
letztendlich erdachte man sich die szenen nur,
um sie auf's wappen zu sieben

Montag, 14. September 2015

Thays II

kopernikus hat's abgeschrieben
prometheus in teilzeitarbei
stirngeschirne abgerieben
tanzen in partikelregen
von nacht inhaliert und ausgestoßen
gesichtsglühen mit glimmstängel-ohren

meine hände fahren über deine brennesseln:
klebrig, honig im bärenmagen
all die hochkulturen versagen
bei dem versuch, sich selbst
in den keller zu tragen

wir: sterne in unsere gesichter gestanzt
herausgenommen aus kugeln der beharrlichkeit
langsam verständnis: es waren nur sterbende kugelblitze
die wir lautstark befeuerten

nun streichen wir gegenseitig unsere wangen
gegenseitig küsse auf den letzten abyss
der von innen gepolstert ist

Sonntag, 13. September 2015

Der Glockenmann (Prosa)

Ich als Träger gedeihender Schmerzen kenne kreuzende und überschneidende Straßenwege, in welchen Orientierung Maß, das stete Anlegen des Meterbandes bedarf (und auch jenes scheitert oft an der Trichterhaftigket menschlichen Denkens), und nicht selten sollte sich auch mir die Frage stellen, ob überlastende Straßennetze denn einen Sinn für den einzelnen hätten. Oft aber verwehen solche Gedankenspuren in fortschreitenden Betonwolken, und am frühem Abend konnte ich einen prächtigen Stahlmond bestaunen, der sich von der restlichen abgeschlossenen Kuppel wohltuhend abzuheben schien - ausgestanzt von außen nach innen mit der Fingerkuppe, oder fallende Ambosse.
So verlief ich mich gerne im Spinnennetz, die lastenden Gewichte auf meinem Rücken schienen attraktive Nahrungsquellen, ohne Tunnellichter auf sie zu richten. Die Glocken - großartig gegossen, in ihrer Statur und Ausdehnung nicht minderer als ich, blickte man von hinten auf meinen Gang, so erkannte man sicherlich angesichts vermeintlich fehlender Beinbewegungen schwebende Glocken. Feine Musterzierungen auf den Bronze-Konstruktionen; woher sie stammen, das kann ich aufgrund meiner Unfähigkeit, nicht nach hinten blicken zu können (die in ihrer Proportion und Verständnis schlanken Glockenhälser, die ich gerne liebkost hätte, waren doch im Tanze mit mir zu gewaltig und einvernehmend, muteten meinem Halswirbel keine große Last zu, und an manchem Tage war für diese unermüdliche Tat sicherlich Dank angebracht), nicht in Erkenntnis bringen. Man malte und bestaunte sie, und alsbald schien jener Glanz auch meine schlacke, allzu schüchterne und fahle Haut diese Fremdlichter, Straßenlaternen zum Reflektieren zu bringen. Die Glocken waren eben unumgänglich in mein Rückenfleisch geschweißt, und ich spürte sie im Nervengang; anatomische Untersuchungen erkannten Formen von Metall in meinem Gerippe, und niemand wagte, den sicherlich als drohende Gefahr zu betrachtenden langsamen Tod meines unwertigen organischen Körpers auszusprechen, wahrscheinlich schien eben dieser ihrerseits zu grausam und pointiert für den Moment. Oder sie warteten doch mit stetem, lastendem Blick auf meinen Fall vom Hocker-Thron, um Kirchturm-Hochhäusern Ohrringe ansetzen zu können und so Erinnerung trotz aus Platzmangel nicht mehr stattfindenen Begräbnissen in sich beißen zu lassen.
So aber konnte ich doch weiterhin Straßenverkehr bereichern; denn in manchen Momenten konnten die Rücken-Glocken unkontrolliert läuten. Hier bäumte sich selten Spannung eines Kampfes auf, sondern vielmehr ein Einverständnis und die letzte Übereinkunft mit einer bereits bestehenden, wirren Farbencollage der Straßenklänge. Menschen konnten keine Harmonie erkennen, weil es in diesem Falle keine gab; und doch schmeichelte und küsste der gemeinsam Nischen zum Brüten in der Nässe suchende Klang Ohren allerseits. Kaum jemand konnte entweichen, denn kein Körper war in perfekter Glättung.
Und auch wenn der Tod im Arztzimmer die Konfrontation mit mir verweigern und somit auch steigern wollte, so hatte ich mir ein berufliches Standbein in eben jenem Felde aufgestemmt: Auf Begräbnissen vieler Arten arrangierte man mich und bat um Klangbetten für müde Gesellen, bat um ein wenig Sterben für jeden. Diesen Wunsch erfüllte ich nicht alleine des Geldes wegen, sondern vielmehr um die schwingenden Stimmungen, die mit der Arbeit einhergingen. Schlugen meine Glocken, so spürte ich ein wohliges, stimulierendes Konzept an Wurzelschlagen, an Stehenbleiben und raten, an Stößen in meinem Innerem und Verlust an klarer Sicht. Kurzum: Die Straßennetze schienen sich selbst zu schlucken, und gerade der Tod auf jenen Begräbnissen schien endlich erträglich, ja Menschen fielen sich in die Arme, drückten ihre Organe und pressten innerlich Blut, erregten ihre Körper. So mancher führte seine Hand sanft über die eingeprägten Muster meiner Glocke in beinahe sexueller Ekstase.
Und so lernte ich den Tod lieben und forcierte ihn in meinen Ebenen, bis ich als Wild erschossen und die Glocken im festem Wechselzirkel im Kindergarten, der Schule und der Straßenampel aufgehängt wurden. Die hypothetische Selbstmordrate war nun Paarungsritual und kaufbar geworden. Mein Körper hing nun als Porträt in Bürogebäuden.

haarscharf - oder: nächtliche observation der liebe

haarscharf
partikel rauchende nacht
inhalierend auf rohem magen
qualmwolken, ganz sacht
schieben sich zwischen dem wagen
derer da unsere genitalien rammt
ins monument aus rostigem sand
mit spiegelscharfen, geilen augen
und dem wagen
beladen mit
spermien und eierstock in umarmung
der crash lässt sie nie fusionieren

Freitag, 11. September 2015

betrachtungen eines westerns

prärie im vakuum
kojoten singen wiederholungslieder zum einschlafen
mit sand eingerieben das frenulum
strand ohne meer
zwei bis drei standbilder, schlaffe glieder

dem betrachter wird immerzu klar:
hier geht es um frauen und menscheit
mit bunten blumenhüten
die stören im reitwind

Donnerstag, 10. September 2015

curriculum

curriculum der lebenskraft
im tode abgefüllt, der lebenssaft
mächtig, was das hautgestülpe schafft:
tod und leben, der eine lacht
der andere schmunzelt nur sacht
tanzen auf holzstelzen über sonnen
den waschbottich der existenz gewonnen
(endlich hinlegen und glieder ausstrecken)
die mobile dusche in rost zerronnen
vorstoß in das anzug-zeitalter
sowohl bei der arbeit als auch
beim begräbnis
curiculum der lebenskraft


Mittwoch, 9. September 2015

osmanische reich

der witz stockt in hals-stollen
er erkennt nicht mehr das sollen
diamantenstein zum feuerfangen derer wortfunken
die hoch tragen im lichtundurchlässigem sarg, was einst versunken

feuerbrüste, das saugen an ironie
sodbrennen im abgang
dann der löschende akt:
der energieverlust durch reibung endet nie

börsencrash
am kranken mann des
unrunden menschen-zirkels
wir erfinden neue hüte und lachen über alte
damit das osmanische reich nicht untergeht

Dienstag, 8. September 2015

festschriften

rasierklingen schärfen schorfstein
antikes zarathustra-gebein
aphorismen-sonnen in dunklen absorbier-räumen
als stummfilm
disharmonische klavierschüsse
aus dem suffleusenraum
in unsere mit lineal ausgeschnittenen ohren

kunst aus
nachgezeichneten menschen
kunstunterricht mit
ölfarben, tröpfelnd
dem rachen der schwerkraft entgegen
man erkennt den widerspruch
nur mit zugedrücktem auge
in wichtigen festschriften

Montag, 7. September 2015

faschismus und denken treiben´s mit verrenken

migration in plastik-eileiter
hach!
tritte von außen machen´s spröde
dem alltags nazi wird öde
faschismus, der nährt vermieter
da ist er auch im verstand des bieter

denken, dass ist eier aufschlagen
in der bratpfanne
und nicht auf unseren heißen gliedern
denken, dass ist entblößtheit nur in der badewanne
setzt ihnen liebes-korsett-gestülpe auf, der frau und dem manne

hach unsere friedens- und menschen aquarien
nur gelegentlich wasser, aber immer fisch
gießen aus blut-waserwerken
irgendwann der fisch auf dem tisch


Sonntag, 6. September 2015

Thays I

thays
antike hallen, aus deinen haaren gestützt
der verbrannte acker hat seine fruchtbarkeit zurückgekauft
uns hat der unregelmäßige monsun genützt
schlamm an hornhaut, gegenseitig getauft

thays
so schwermütig ist der atlantik heute
so ungebremst trivial die götter-meute
sie sind neidisch auf unser nomaden-dasein
immerzu in unsere zeltplanen der umarmung hinein

thays
galaxie korsett um unsere körper geschlungen
jeder von uns gegenseitiger orbit
mit dunkler materie gerungen
und sie spielte am ende als kopfschmuck mit

thays
hier und da versagt das opernglas
wenn wir es zur flucht reizen, das maß
berührungen, über die schutzzonen hinweg
lass uns mit wärme kommunizieren, mein mund ist leck

thays
wanderung auf haarspitzen schon wieder
wir ringen die stahlsohlen nieder
nur noch barfuß können wir gehen
und uns nackt im feuchtem augenmerk sehen

Samstag, 5. September 2015

mann und frau


mann
und
frau
unerlässliches hafen tau
reißt, als es versteht, was es kann

frau und mann
nenne mir den unterschied
die eine sieht den kirchturm
der andere die ausgrabungsstelle
von jesus

frau und frau
sie wurde atheistin
und glaubt jetzt an menschliche götter

mann und mann
er wurde geschichtslehrer
und erzählt dieselbe geschichte
vor denselben menschen immer wieder

am ende
ist die liebe
das neue bastelprojekt der kinder
alles bedingt sich
in grausam passenden sinnphantomen
zersägte bauklötze sind oft instabil

Freitag, 4. September 2015

minimalismus

gespaltene selektion
hochkonjunktur jenseits von im- und export
der imperalismus hat die laufschuhe verloren
das bauhaus schmilzt in ecken und beton
zu mobilees im eingezäuntem kinderbett

bäume aus dem fernem schall
zu fettleibigem papier
auf dem wir
nur mit blut verträge in
kryptik schließen können

gruppenvorstoß
ins schlüsselschloss
ins nachtzimmer
ins exil
liebe zum minimalismus

Donnerstag, 3. September 2015

sicherheitsbelehrung


sicherheitsbelehrung im uterus
hier werden rote plakate gemalt
wortfetzen im suff gelallt
welt explorieren in kategorien
kopfschmuck vor geburt

kirchtürme in körpern
glockenläuten, kruzifix erörtern
ohne worte im vitaminsaft
das opferfeuer entfacht

wir hüllen akt in leinentüchern
sodass nichts mehr nackt ist

Mittwoch, 2. September 2015

Kriege (Prosa)


Bäume gähnen um ihren Atem, der Druck auf ihr Fußwerk verweigert den Weg zurück in ihre Heimat. Schneedecken überziehen die massigen Stämme, die Adern-Netze ihres Hauptes wirken unsortiert und zeichnen keine geraden Linien auf den grau-weißen Himmel. Wer konnte denn in diesen Monaten davon sprechen, dass sie überhaupt noch im Boden standen, diese mächtigen Älteren? Nur der Beobachter mit rauem Opernglas, Schippen und Dürste, die nicht nach Wasser schreien.
Der Germane auf der einen Seite wusste seine Haut mit Kälte zu tränken; seine Besuche der Oberfläche in diesen Wochen benötigten kein Schuhwerk, sein festes und bestimmtes Auftreten beeindruckte die Schneemeere nur wenig, und warum sollte er es ihnen anders vergelten, als seinerselbst zu handeln wie diese wallenden Forte? Die Nahrungssuche, die er sehr genoss, konnte er dadurch immer wieder seine Waffen in der Hand wiegen, war beschwerlich, aber nicht unmöglich, war es doch nicht gerade der Schnee, der seine Schritte in Zeilen lenkte, sondern vielmehr der Römer auf der anderen Seite des Kälte-Gerüstes, der seine Wanderkreise markierte.
Eben dieser sah den Schnee nie gerne in seine Kristallaugen, sondern verbarg sein Gesicht in den zweckdienlichen Unterkünften, wo ihn Feuerstellen erhellten und die Gefangenschaft einer germanischen Frau nicht selten die Stunden vertrieb. Doch auch innerhalb dieser provisorischen Häuslichkeiten verzichtete er nicht darauf, seinen Helm, seinen Brustpanzer, seinen Speer mit sich zu führen bei jeder Gelegenheit, die ihn in keinen Nachteil durch diese strikte Gewohnheit drängen würde. Auch wollte er die Götter nicht bedrücken und versprach ihnen seine Aufmerksamkeit an jedem Abend, er sah sich gar in der brennenden Pflicht, die Germanin ebenfalls unter den Schutz der Götter zu stellen und bat Venus und Mars um ihre helfenden Kräfte in diesen Bestreben; schließlich waren Frau und Kinder nicht greifbar und denkbar in der Distanz.
Der Germane, dessen Räumlichkeiten ebenso durch eine Kriegsgefangene gewärmt wurden in diesen Winternächten, lenkte seine Aufmerksamkeit nur zu gerne auf ebendiese, ließ sie ihm doch, teilweise war er sich einer Ironie aufgrund dieses Verhältnisses bewusst, von den Mühen des Krieges und dem Verlust seiner Familie Fluchtwege schlagen. Er setzte ihr und ihrem in seinen Augen schwangeren Gang Kronen, gebunden aus allerlei Pflanzen und Gräsern, die der Winter doch noch hergab und er mit seinem Schwert vom Boden oder Strauch abtrennte, auf und sah ihren Platz im Hause als wertvolles Artefakt, sodass er dort ebenfalls seine Waffen lagerte.
Wenn sich Römer und Germane gelegentlich auf Kontrollgängen mit scharfer Aufmerksamkeit und müden Beinen aus einer sicheren Entfernung begegneten, so blickten sie in Augen mit schnellen, unsicheren Bewegungen, so blickten sie gleichzeitig zueinander auf und sahen doch das Geschirr des Krieges, so sahen sie ihren einvernehmlichen Versuch, sich hinter ihren bunt bemusterten Schilden zu verstecken mit großen Augen, vielleicht schon ein Wimmern, und sich doch in der Nacht vollends und in kindlicher Offenheit dem Feinde im eigenem Schlafzimmer zuzuwenden. Nun war der Krieg nur noch die Hälfte der ursprünglichen Unterhaltung in dieser Isolation, und Gedanken an einen Angriff verursachten unerklärliche Kopfschmerzen. Und doch war die Attacke unumgänglich, schließlich wollte keiner Rüstung und Waffen verlieren.

gießkannen


gießkannen gießen auf meine schroff-lippen
fein gezeichnete kartographien werden gereinigt
wer verkennt da noch poseidon inmitten
der mund-ozeane, heraus tröpfelnd, weil der kern einnickt

wie schnell habt ihr meinen verstand an die wand gestellt!
wie oft hat mich der zweiköpfige plüschhund angebellt!
das erschießungskommando trauert um die kugeln
nicht um den mensch

und jetzt spüre ich transatlantische umarmungen
wer kann sie schon zurückweisen?
exotische parasiten sind am attraktivsten

[für Thays]




Dienstag, 1. September 2015

wurmfortsatz wanddurchbruch

wurmfortsatz wanddurchbruch
innere blutung, äußere hüpfburg
für schwiegereltern verwester geruch
das sanatorium als unbenanntes hakenkreuz

hier und da hält das kleinkind inne
überfüllte regenrinne
bald bewässerungssystem des gartens
anfang eines neuen ratens
cowboys mit echten waffen

ich sehne mich nach schlaf
doch kein bett ist frei
von hust-partikeln