Poetik für den Vorwand.

Donnerstag, 27. Juli 2017

tv auslaufmodell

die neugierige hitze
in einem stimmenlauten raum
wir in einer erdschale aus
spanien
wie kann etwas langweilig sein,
wenn es doch sehnsucht ist?
zu alt geworden um über
tod zu reden

portraitiert

wie geköpfte funken
wie vergessen zu haben, dass
man sich totstellt
oder wie selbsternanntes
blätterrauschen, wellenschnurren -
für manche ein gestirn in der
kopflosigkeit

noch einer

kinosäle neben
den göttlichen schlusslichtern
im osten verschluckt sich der
regen und liebe bedeutet
zu schweigen
(darum bin ich einsam
und weise geworden)
- wir leben in einem verfrühten
jahrhundert

gesichtslos (?)

herkunftsschlau wie
ein gott auf erden auch nur
sterben will
und die blüten ertrinken
während sie auf dem wasser
schwimmen
und die sehnsucht ist
wie ein angekündigtes
ende der zeit

gewünschtes problem

wartezeiten in der
melancholie ein
todtrauriger überlebenskampf
ein denkendes gewissen -
und die welt
liegt verstreut nebeneinander

englisches pferderennen

benannte weite -
wie sonnen, die in
dunkelheit nicht fallen können
wofür deine erfahrung wenn
genug platz für alle
da ist?
mit worten stopft
man keine mäuler

Freitag, 21. Juli 2017

nachher

hier, wo
schwere bäume endlich
weiterwachsen
wo der himmel noch
nicht schwitzt
wo unbedeutende
untereinander bedeutend
sind

brüssel

zwischen den straßen
schenkt der armut leben
ein fall wie mit offenen ohren
die sich nichts mehr schämen
größe, der himmel kratzt sich
am kopf
(auf dem dorf wird die schlacht
geschlagen
in der stadt erinnert man sich ihrer
in zweideutigen wörtern)

nacht unter nächten

raub an den unentschlossenen
lichter, wie verschlafene kolosse
tagträume anderswo
hier: beidseitige herzen

marsch II

im schweigen
singen die vögel mit
sie wiederum leben nicht hier -
auf der durchreise wären wir
gerne flüchtige erinnerungen,
nur gibt es ein
ziel

marsch I

in der erinnerung
sind wir zu lange her
sagen die verwurzelten
windfänger
und die alternde
bewegung
und die sich opfernde sonne,
die kein blut verliert -
zu lange her

vorbereitung

die stille, wie eine
unbedeutende jahreszeit -
in der geisterlangeweile, ein
sowieso gewonnener überlebenskampf -
wo die erinnerung an autos
unzeitgemäß ist

erfundener traum

und im entfernten
fliehen die trojanischen pfede
flüsternd
dein sanfter fall, nasse stummfilme
dein langsames licht
um die requisiten griechenlands
schlafwandeln wir

historisch

hüpfende vögel die
welt erzittert wie vertaut
endlich: die nacht erwacht
aus erfüllten träumen
wenn ich bleibe, dann damit
du nie ein du warst

Donnerstag, 13. Juli 2017

zeitumstellung

bei schweigsamen denkern
liegen abgeschnittene blüten
die liebenden erwähnten ihre
namen der einsame
erkannte, dass sie französisch
waren
im atlantik schwimmen lernen,
wie in einem
gefärbten meer

kurz mal

die nacht zahlt sich selbst
zurück
entdeckergeist für entwöhnte
fertige lichter.

kult

mütter des verstorbenen
sollen schön sein
mir zu füßen liegen, wenn ich
mir vorstelle
als soldat gefallen zu sein
jede angst aber:
der tod kommt immer zu spät

inserat

todesschlau,
die zeit schlecht behandeln -
ein historisches gefühl hat
man nie selbst erlebt;
bahngleise glitzern wie das
grinsen des herbst

Montag, 10. Juli 2017

für jeden

geräuschlose blätter
unsichtbarer wind

freiheit

wie vögel verloren
in der zeit
bin ich selbstherrscher
verletzter wanderer ein
gelangweilter kriegsgott
bin seekranker schriftsteller
habe nur verständnis für tote
geister

verstreut heißt gesät

noch nichts konkretes
die nacht kippt um
der mond läuft aus
der staub der blitze legt sich
auf die feuchte haut des donners
denn wer alles ausleuchtet,
schläft auch am tag ein
ich küsse, ich küsse
wie der lichthunger der
nachtschwärmer

lust

in der lebensnot zu göttern gefunden
stimmenweiter gedanke
inmitten der neuen welt
alt werden?
der ungedachte gedanke:
diese wellen rauschen nicht

am rande

der abend ist verspiegelt
der himmel blau, seine nacht
weiß
all die lichtgestalten, don quijoten der
nacht, tragen helme

folgerichtig

das weltreich ohne namen verliert
tag und nacht;
eine welt bleibt klein, solange sie sich
ändert: die landluft
wie ein eigenantrieb ohne widerstand
ausgelebtes leben, immer am
leben

weisheit?

liebe: den namen lieben

florenz

das leichte leben -
eine gefallene sonnengestalt
räkelt sich auf den warmen steinen
himmelsweite, denn jeder zuwanderer
ist ein auswanderer
am fluss geruchsloser stoff,
nur das wasser zerknittert
wie leere bettlaken

aus der konserve

sterne verspeisen schatten meine
weltmeere sind ausgelaufen
- ich komme von dem ort ausgedienter
tore durch die dennoch keiner mehr
schreitet -
und ich sehne mich, einsam zu werden
nicht bloß allein

balladenhaft

zwischen geschmackslosen flüssen
und einem gestürzten himmelsreich
tod den nicht fühlenden! -
aufgenommene sirenen
nur was warmes für die nacht
ausgeschlossen sein von der selbstüberschätzung

und als ob die welt
unter der sonne
reifen würde für einen flug
durch blecherne schwärze

lax

vögel überleben die neuzeit wie
der wind nicht leiser oder lauter wird
sondern lebend oder überlebend
untote enteignen, paris im winter abschaffen
feinstaub kitzelt die lungen der
fotografen, wie jung verliebt

Sonntag, 2. Juli 2017

16:00 uhr

am morgen:
es verraucht zu umfang
ausgewaschene farben an
bäumen und grashalmen
die zeit für nostalgie läuft
aus
(die menge macht unterschiedsloser
bis sie auseinander fällt)

zu viele echtträume

jeder sonntag: unverkaufte rarität
im sterben liegende zeit,
namensschutz
die welt im goldenen panzer:
wenn etwas
lebendiger ist, weil es den tod kennt
sollten wir es nicht alle sein?

zu früh

die straßenlaternen,
gefallen im bürgerkrieg -
ist das schon nacht?
der regen ist zu leise, um
den schlaf zu stören -
ist das schon nacht?

es war einmal

weltsturz -
aus weitsicht in die
zukunft geblickt
sie ist und bleibt fette beute
die vermehrten bleiben klatschthema -
wer schwarz sieht, dem kommt
nichts in die quere