Poetik für den Vorwand.

Samstag, 28. Februar 2015

Kleine Szene am Strand des Leuchtturmes



„Und diese Wellen, die gegen die Steine branden; werden sie auch irgendwann uns erreichen?“

„Ich hoffe nicht.“

Der blasse Schein des Leuchtturmes konnte keine sichere Sicht schaffen in dieser Nacht. Die Dunkelheit war eine zu schwere Fracht.

Sie standen im Sand, keiner wusste, wie der andere empfand. Sie ahnten; doch was sie ahnten, war ihre Ahnung, ein Spiegelbild ihrer Selbst. Vielleicht fiel das Licht zum Sehen des Bildes aus den Worten des anderen, aber der andere war nicht im Spiegel zu sehen.

„Wollen wir heute schwimmen?“

Ihre Stimme – ein Zittern, gleich den Wellen. Der kühle Wind brachte Frische in eine Nacht, die sanft umhüllt war durch die Wärme des Sommers, des Reckens, des Streckens, des Tanzens und der Musik, die keiner hören mochte außer ihnen.

„In den Wellen, die uns verschlucken könnten?“
„Ja. Sie sollen mein Bett für die Nacht sein.“

Sie spürten, wie sich ihre Inseln näherten; oder war es nur die Täuschung, die ihnen ihr Drang nach Freundschaft, nach etwas verwirrendem und verschwimmendem namens „Liebe“? Sie nahmen es als das, was es war: Ein Gefühl, dass sie berauschte. Berauschte, dass das Meer auf lauschte. Dass der Mond etwas mehr Licht brauchte.

Ihr Kleid war am unteren Zipfel nass, eine letzte Erinnerung an die letzte Rast. Sollte es jetzt komplett durchtränkt werden? Sollte der Durst gestillt werden durch ein Getränk, das niemand von beiden wirklich verstehen konnte? 

Sollten sie endlich schwimmen?

Sollten sie endlich ihre Instrumente aus den Koffern auspacken, ach, entreißen und auf ihnen Melodien anstimmen, im kalt warmen Licht des Mondes? Des leichten Hohnes ihrer selbst?

„Fragen können wir nicht beantworten, außer für uns selber.“

Es war eine Zusammenkunft aus Verwirrung und einem magnetischem Band. Vielleicht mochte auch Hass eine Nebenrolle auf der Bühne dieses bunten Theaters spielen, aber er erhielt keinen Applaus.

Und so begannen beide zu schwimmen. Wie lange, das war Frage einer anderen Welt. Dieser Moment hingegen versprach Perfektion und den Genuss eines kleinen Abblätterns des Friedens und der „Liebe“.

Kleiner Dialog des Krieges



„Wird der Krieg irgendwann enden?“
„Der Mensch kann keine Einsicht finden, wenn es ihm mundet. Der Mensch mag den Schmerz an seinem eigenen Körper.“
„Wird der Krieg irgendwann enden?“
„Eher würde der Mensch sich selber kastrieren.“
„Wird der Krieg irgendwann enden?“
„Er wird sich verändern, nicht enden.“
„Wird der Krieg irgendwann enden?“
„Der Krieg findet längst vor unserer Haustür statt. Siehst Du nicht dieses Geschwader des Hasses?“
„Wird der Krieg irgendwann enden?“
„Wir werden uns einsperren und das Ende annehmen. Wir werden uns wohlig fühlen in unserem sicheren Bunker, Mahnmal des Wahns. Aber wir werden kein Mahnmal sehen. Wir werden Möglichkeiten sehen und erneut die brennenden Schwerter führen.“
„Wird der Krieg irgendwann enden?“
„Nein, General. Nicht solange sie hier verweilen.“
„Wird der Krieg irgendwann enden?“
„Lassen Sie ab vom schrecklich-herrlichem.“
„Wird der Krieg irgendwann enden?“
„Nein. Aber wir können ihn nicht wahrnehmen.“
„Wird der Krieg irgendwann enden?“
„Wenn Du willst, wird er für uns beide enden.“

Dienstag, 24. Februar 2015

Wunderbare Isolation



Oh, wunderbare Isolation!
Was bist Du für ein Hohn!
Wie ich Dich in meinen Armen hielt,
oh, mein einziger Trost nahe den Pflanzen
Einer neuen Ära
Und doch hast Du uns entzogen unsere Freude
Unser tiefer Zusammenleben erhielt einen Graben
Der zwischen uns nun klafft und schafft
Eine unüberwindbare Lücke
Jetzt, da ich mit den anderen zusammen bin
Oh, wie ich mich erlaben mag an ihnen
Und doch fühle ich, wie man manchmal mag wandeln auf Schienen
Und ich wäge mich Deiner zurück
Ich suche nach der Brücke
Die zurückführt in Deine wohlige, einsame Berghütte

Sonntag, 22. Februar 2015

Morgen in Norwegen

Oh, wie seine Hände umgreifen
Meine brechlichen Arme
Spiegel meiner Seele
Und doch, wie er ausleuchtet
Wie es keucht
Oh, wie der Tanz mag beginnen
Ein Tanz, der berauscht, ganz von Sinnen
Ich werde meine Höhle verlassen
Um zu versuchen zu fassen
Was meine Leinwand darstellen mag
Mein einsamer Sarg

Oh, wie sie brennt, mit mir rennt
Oh, Stümpfe versenkt und Emotionen fängt
Oh, wie ich sie fassen, auf mich prassen möchte
Oh, ein Feuerball ohne Reue
Der mich hier in Norwegen erfasst

Freitag, 20. Februar 2015

Meer

Seichtes Meer
Möchte ich in Dir ertrinken?
Hast Du mich schon längst umrankt
Ich fühle nichts als Sand
Ich sehe keinen Rand
Möchte ich Dich bewerten?
Verzerren, verwerfen?
Oder bist Du nicht einfach nur?
Der Wind peitscht mich fort
Und ich werde Wasser trinken
Vielleicht langsam sinken
Jedoch nicht um mehr ringen
Denn ich weiß: Alles, was ich bin
Bin ich

Vögel ziehen sich
Ein Himmel, der versprechen könnte so viel
Doch wer bin ich, wenn nicht der, der diesen Konturen
Farbe und Details gibt?
Oh, jetzt fühle ich die Helligkeit
Sie wird mich nicht fühlen
Will ich sie fühlen?
Oder einfach nur in ihr sein?

Gipfel

Wir standen auf dem Gipfel des Berges
Und bemerkten durch das süße Fallbett der Enttäuschung
"Hier ist es kalt, hier wird es immer kalt sein"
Ich sah das Bild, ein verzehrters
Ein unechtes, entehrtes
Wir wir dort standen ohne Ziel und Weg
Nicht ein kleiner Steg
Der uns über das Wasser führen könnte
Oh, wie wir uns klammern an heorischen Bildern
Oh, wie wir uns an sie ketten
Wie wir sie sein wollen
Und dadurch so tief fallen
Unser Blickwinkel wird kleiner
Wir glauben an den einen Gipfel, den wir besteigen sollen
Doch ist es ein unendliches Gebirge
Und keiner dieser Spitzen im leichten Nebel ist richtig oder falsch

Samstag, 7. Februar 2015

Wir sind Farbkünstler



Eigentlich ist die Welt weiß
Vielleicht ein wenig grau, ein wenig schwarz
Eine offene Tür, eine Leinwand
Ein kreativer Brand
Wir sind die Künstler
Und können mit unseren Pinseln einfärben
Egal, in welcher Farbe
Egal, ob ein tiefes Schwarz sich mit leichten Weißtönen mischt
Egal, ob der Rabe
Nun blau, grün oder grau ist.
Doch die Farbe blättert nicht selten
Unser Kunstwerk wird verwelken
Wenn wir nicht nachtragen
Wenn wir nicht nachfragen
Nach einem weiteren Eimer Farbe

Das Farbgeschäft kann geschlossen sein
Doch wer braucht schon Geld, um neue Farbe zu haben?
Wir mischen sie uns selber
Aus einem wirren Cocktail aus unseren Gedanken
Unserer Vorstellungen
Und wenn wir sie auftragen
Auf den Pflanzen-Ranken
In unserem Garten
Dann wissen wir, sie müssten eigentlich grün sein
Leuchtend, lebhaft, ganz rein
Wir aber können die Farbe bestimmen
Das Licht um uns herum dimmen
Und uns zurücklehnen in unseren Campingstuhl
Und einen Sonnenuntergang in grün-blau-lila genießen
Vor dem Vögel in braun fliegen
Und wir hören schwarze Stimmen
Und die Wolken in rosa
Das ist unsere selbst-erschaffende Prosa.