Poetik für den Vorwand.

Sonntag, 31. Januar 2016

neue fragestunde

und wer liest dir die puderzüge in den ohren nach
von deinen sprüngen
    über die türschwellen, als würde sich der hinterkopf
in des warmen atems einer
      person, die den stoff schweift
und unterhalb der kleinen teilchen, im frühling
im nacken abrollen

das fragliche ist hier nicht die frage -
    vielmehr die frage nach dem fraglichen zerfällt
die letzten handabdrücke im neuschnee
    gefällt dir die frage.
nein? und als du dann den speichel auf dem blatt verriebst
    da warst du schon fraglich?

(wo kann es denn heute noch warm sein.
vielleicht morgen, die steine in der erde nach dem
zirkel fragen)

Samstag, 30. Januar 2016

altruisten

die schwanzflosse und das
sieb: brennende fliegen, bald
rauch vor der sonne wird ein mond
ich soll heiraten mit einem schleier vor dem gesicht
sodass ich weiß: hinter mir steht nur der stamm des hockers
die gefahr überwunden: dafür säße ich auf der überlappung der
perserteppiche, dreißig farben lenken vom sonnenstich ab
nur bekomme ich angst, sehe ich der farbe beim trocknen zu -
dann: habe ich auch genug zunge für den hinterlassen,
der mir die luft vorstellte, als treibe man als leiche in der milch auch wieder
durch die lichtung und über die oberfläche?

ich bin doch ein kind auch bei honig im mund

Freitag, 29. Januar 2016

treppen

wie der topf und feuer
und steinfang, der riss in der maserung
warum?! ist hier der falsche anfang -
mit beiden händen imitate des drachenschweifes
     dem echo vorwerfen, dass sich nasses gras um deine wangen wickelt wie zum
absprung des rhythmus hinter der letzten stufe, zwischen den
zeilen steckt der gebetspropfen, und die zehenspitzen
der anstoß an die anstößigkeit wie der handschlag auf die rückhand
ein schwur, dabei zu sein
      denn eigentlich möchte ich ja weder hoch noch hinunter
nachdem der nacken und gepresste blüten und hinter dem langen haar
     die vielecke, warum jetzt noch verstecken wo wir auch dafür sorgen:
treppenstufen übereinander zu legen? wir wollen auch nur
      ein zuhause

 

beim beten verschluckt



den funken schlagen im bauche des
fisches wie der hinterkopf den schlag
eine ecke zu finden jetzt wo dir deine
nase im wege steht -
wohin springen die nassen taue zu
gereimt und trotzdem verharkt sich das ohr
zwei arme zur wehr angesetzt als der palmenschatten
zu fallen drohte
das knie und der zahnstoß die
resonanz von mündern mit bronzerand
holz zu kauen, die wurzeln im wasser
genügte nicht, endlich schuppen aufklappen der blick wie flügelschlag gegen
schnee - kopf der durch wolken fällt
und die glassaugen, das fett zu brennen
        von z nach a der liebe wegen

Mittwoch, 27. Januar 2016

arbeitsteilung in tibet

hinter der luft
  der den schnee atmet
  unterhalb des unterdrucks
    eines gekrümmten beines eine
        rostfeder eckt nicht im pavillon an
          die bäume biegen sich zu unseren mündern
            abgetragen die stirn, der schweif eines löwen

geriebener regen am fuße, wie die
  münze an der schnur die glut vor sich
    hergeschoben nur der kern des fallenden apfels:
      immer unter den füßen

und dort die bunten ärmel und die bissspuren im glas
  pustet den graphit aus zwischenräumen der wangenstapel
der rest kratzt weiter am himmel
  die erde zu beschuppen, wieder zu schütteln
den staub der häutung mit unseren fingern von den gipfeln abtragen zu können

zauberkünstler in der mitte der gesellschaft

der hände fängt:
  inmitten der flaggenrohre, hier und dort
ist dein körper schon losgerissen, vielleicht
mangelt es auch noch an der zugkraft eine karavane
hinter dem zipfel des lichtes jener der jeden abend
und morgen die kleider an leichenden mamorfolien (denn sie hatte diese baumfarbe geliebt)
reibt um sie weiter zu reichen

papier falten mit einer hand
darauf wissen um die mordrate im sommer
surr-
- nur, schneidet sich einer an der falte
hat die natur gewonnen
und der eine oder andere betet wieder um regen

Dienstag, 26. Januar 2016

am zeh von peking

die vermessung der erde und die
ausbeulung des saturns
das kleid bläht sich in der gasse auf
der zwischen den hockern hängt, nasser
fisch klebt am menschenfleisch
und wir: wo papier gart
der vulkan als wegweiser des
aufrechten falls
die manchetten und die wangen klappern
wie der israel import; holzkisten
nur wegen des geruch

(weg von denen, die sand zu stein stampfen)

Sonntag, 24. Januar 2016

wohnzimmer standlampe

mein warmer atem gemacht die
topfpflanze zu nassem papier
meine wange an der scheibe und
kondenswasser herunter kurbeln
ich habe vergessen, warum
dächer einen scheitel haben

ich bereue, nicht den sprung gewagt zu haben
als die erde sich im schlaf drehte
ich hätte die losen locken der sonne
doch ziehen können, der hut wäre mitgefallen
jedoch: was behütet ist, braucht einen kopf

wie, der mistkäfer macht mir die terrasse streitig?
er kurbelt doch genause wie ich mit meinen
lippenrillen
nur stinkt wasser nicht nach kadavern
darum: wie hätte ich dir denn etwas von
liebe erzählen sollen?
lieber sterben wir hier in nussschalen
als wir doch eigentlich die meere kartografieren sollten

heimat

der da haare verklebt am pappdach
die ventilatoren drehen sie zu windmühlen
das lamm beritten, konturen der vorfahrt zeichnen sich
der teppich, füße und zungen sind aus denselben raufasertapeten und
geklemmt in der luftblase, regen und zement trauert hier nicht
zu klein, um mehr licht als die energiesparlampen zu konservieren
aber groß genug, papier zu falten (manche rauchen die wasserfarben)
wo ich herkomme, da wusste ich schon, glück ist
den kanten hinterher zu springen (die erde kann keine kugel sein, wenn sich überall dreck ansetzt)

Samstag, 23. Januar 2016

unsere diaspora (für thays)

du mit den versteinerten
sonnenstrahlen auf tuchfühlung
wie du mir die wimpern streichst
der partikel eines sommermondes
in der ebbe die wiege und die kinderaugen
wir baden im souvenir des schilfs
die figuren greifen unter den sand
von oben her hebte man uns über
die wege - wir zählten die überschneidungen
von nachtluft und ritzen zwischen den
pflastersteinen

debora, die tücher an unseren waden
und die noch nicht getrocknete tinte
sammelbegriff der lüfte, und plötzlich die
möglichkeit der bootsfahrt hinter den
aus dem rohr gerufenden häusern und wir rauften
gegenseitig die haare zurecht einer
regenrinne zum wüstensand und dessen
gestein gepresst von unseren waden und fersen

wo es sich staute, da begann der
rost am dattelbaume, und der schimmer
zog unsere augen in das lichtspiel und die
luftröhre der fremdkörper: schwerter wie eine lunge
unter dem tuch

geblasen wie der rauch unter der papierwonne
wir klafften den nassen sand um unsere lippen
dorthin: der stammespfeil, ich habe mit meinem
bogen markiert
um das von fremder hand zerrissene tuch, warm unserer
eruptionen unter vorgehaltener hand
nicht auch noch brennen zu sehen

nun aber haben wir die maserung des meeres
begriffen mit den tiefsten handrillen
auch der wundenbrand
wir scheffeln die füße als liefe man auf
heimatlichem boden des zackenbrechen
wir kennen die ankunft aus der
epoche des quellwassers;
denn wir haben die frage aus der
antwort abgeleitet:
wie komme ich zu dir?

Freitag, 22. Januar 2016

die szene am knauf

und der in falten den funkenschlag bandagierte
in seinen bart grub ich mich
ein kinnkuss von der unterseite und
inhaltsstoffe sind immer auf der rückseite gemalt
ich aber in den zusammengefallenen strahlen ertrunken
das sonnenlicht krümmt die hornhaut von transparent
zu welkem blatt, blaue tinte aufgefallen
könnte ich mir doch selber auf die schulter klopfen!
ich wüsste nicht wohin mit den rollenden köpfen
außer zurück zum sprung mit dem uhrzeigersinn und
der ständer des spiegels, in dem ich meinen rücken sehe
weiß, dass auch ich ihn einschließe
          in der nacht, in der ich meinen brennenden haarschopf schüttle
(der waldbrand und nasses gras,
          der rauch ist zu schwer und
im grunde auch ich nur der indikator für's wetter)

Donnerstag, 21. Januar 2016

kontemplativ hinter den roten vorhängen

stoßen das wollknäuel entfernt
ein berghang, verlaufen mit dem
ast in der hand kratzt du
die blaue wolke auf
  (der schritt verfärbt sich mit dem rauch)

ich falle der schulter voraus:
glück ist federschlag gegen die bettkante
das unglück zwang dich zuvor unterhalb
des reifen blattes
vibrierende bäume flüstern den kriegsruf
gegen den nächtlichen stillstand des erdbodens

(auch mosquitos zwinkern)

der khan meidet das gestrüpp
hier kennt man den schmetterling nur
geringfügig atmet das wasser die luft,
die du mit ihr stöhnst

jedoch auch lippen im schlaf demütiger
als das moos zu stören

Mittwoch, 20. Januar 2016

der ehrenkodex von straßenlaternen

der da schlägt die zeitung von hinten
      ausschlag und die laternen wimpern im
morgengrauen
     hinein in funkeln von bemaltem glas
farben tränken, die reifen schlagen
     zum fuße des pferderitts die federn aus der hand

wie stolz man sei
    der meeresbusen der einfahrt
kahle köpfe und eine flutung
   der glieder in reih und
die bordsteinkante vor der pfütze

fünf meter, und der stamm reicht
     wie nasse haare in der frühlingsnacht
hineingeschmissen in die zahnräder der windmühle
     einer las bücher mit verstand von hohlen ziegeldächern
      und türmatten mit gegossenen mustern

wir vergessen die orte unserer fußknöchel in milch
    die nacht blass vom leuchten unserer wangen
die da oben zu pflücken kostet
     uns das rückrat, mensch und beschleunigte teiche aus speichel
wie oft haben wir schon vater und mutter verloren?
    nicht nochmal, nicht nochmal, nicht nochmal ...
schreiben wir uns gegenseitig auf die motorhaube
       die krater der hochhäuser

Dienstag, 19. Januar 2016

kratzungsweise im lack - Über den Nahen Osten: 4

der obelisk und verfaultes obst
  dein finger gebärt keinen knoten und
der nachtfalter verheddert sich trotzdem am
      kalkül vom gekordelten abendtau

und du malst im dunkeln die schuppen
    des vogels ein schneeregen der gipfel
eine reihe mit den schafen und
    wir leben doch nur in der kälte, weil kinderhände sie am straßen-
rand formen können

da unten aber von der anderen seite:
  wirft jemand das zerknüllte papier gegen
die spitze und schlittert
        die mondfinsternis zu heilig, ansonsten strampelt man
in die luft

der da reitet auf dem vieh:
    er kennt all das nicht aus dem fernsehen
      dreiste linien, glas schmilzt dir in die füße
  und erst auf auenland getrocknet blut wie rote kirchenfenster

die blieben: wir legen die ferngläser zwischen sie
    und während man das land neu vermisst,
    füße wie laufend tau aber die sonne und deine kleidung zerissen

Montag, 18. Januar 2016

aphorismen

- "wie willst Du Mir denn antworten, wenn Ich danach gefragt habe?"

- "da ist der, den wir überwinden! leg den finger doch lieber in die wunde - wir kennen
ihn nicht, wollen wir seine füße in diesem wein waschen, um ihn laufen zu sehen  in der
nacht, zum folgen doch nur!"
                                                           (am morgen schlafen sie den rausch aus. aufnahme fallender blätter vor den lenden
gehalten - es war zu kalt)

kleine szene zwischen holztisch und türrahmen

wer muss da noch singen?
  splitter(holzbalken - 1) × körpertemperatur
der unterdruck von laub
    das stahlwerk und die geschliffene ecke
pfeift der wind ums schaufenster: dein hals hat an rückrat gewo -
väterlicherseits, den heißen ofen angepackt
    darauf verschneiter morgen, der frühe vogel fängt den
knallfrosch
(das neue jahr, handkanten im schnee
      endlich der dreidel auf der senke
der rücken liegt mir im nacken)

kein platz mehr am flussbett   
    die tiere halten den damm mit der schwanzlinie
mein mund und wasser aus den lichtungen (eine pappwand von nacht)
sprudelt über die auferstandenen ruinen
  (natürlich aus stahl)

Sonntag, 17. Januar 2016

der typ, der in einem kyoto t-shirt neben mir schlief

sterbendes tier
sodass auf die erdtrommel -
fäuste liegen wie tote wolken    

in der karawane schriebest du den brief            
an den vater, die handbremse und als man
den himmel auf augenhöhe setzte mitsamt
haaren, ein meer, man konnte meinen, man        
          setzt die sandburg an den stillen teich

wie oft die steine, deine studien von schraffierungen       
sie hängen an wänden und die falten legen
hauptweg und nebenwege auf deinen körper, als            
fielen sie immer von deinem hut (mit den kordeln)
der kadaver toter wolken:
    endlich lernen kinder, woher sie kommen und
verstecken sich darin

die ballistik einer lichterstadt(sitzkrieg) = sitzkrieg^1


und der blasse schlag gegen nächte es
verklebt der putz die berührungsfläche
zweier planeten
    (die seilartistin grinst wie eine mondplatte
          von zwei nächten, jemand hat die zinnenzwischenräume aufgefüllt
    mit buchrücken und deren in den winterhimmel steigende flötenspiel
an fransen dieses rockes und eckiger gesichter - das boot strandet am hafen)

von woher kommst du?
    der greifarm und stoffreste im wasser, der da
schlägt gegen wolkenlose lichter und die glühbirne
platzt an deinem reißverschluss
    meine haut ist zu blass, um nicht
das rohe ei eines glühwürmchens dort oben im zugeschweißten nest
zu spielen, während die pariser gasse salz in lippenfurchen
    kultiviert

(vielleicht sterne zu einem leuchtturm zusammen nageln)

am ende sehen wir uns doch beide nur im profil
nur dass ich die schraube mit dem hammer schlage
          (hier bindet man normalerweise die holzbalken zusammen)

Freitag, 15. Januar 2016

warheads are dull poets

wollsocken sinken in wüstensand 
    vielleicht wie der pegasus im
flussbett verheddert, schwitzt der arbeitet im freien wie
                                                      aus sagen wissenschaftlich belegen
mit äpfeln und birnen, wissen um züge
  preschen an den metallischen kragen der blätter
                                  (ein nackter körper macht den spagat im tintenfass
                                  die feder und der zusatzparagraph mit den neubauten, ein moskau
                                verliert einen himmel, auf den äste wie auf trommeln schlugen - dafür kennt man sich mittlerweile zu gut)

    manchmal: die herkunft von walen
          er wickelte blätter um die nackten fasern - sie wrang kleider vom morgentau aus
      die frage doch: wie kann ich ich sein
              wenn du dasselbe wort benutzt?

    (am ende verbrennen wir das trinkgeld in der winterluft)



Donnerstag, 14. Januar 2016

sophisten und die rückwärtsrolle

deine ranken und die pixel
      biegen sich unter der last von klostertürschwellen
  vielleicht kennst du den brennradius von sommergerste
          aber steine wetzen im frühjahr, ein tropfen rinnt das kinn
entlang über den schenkel
          die mutter verliert die drehung, und als es dir die sprache verschlug
  zwirbelten sich auch herbstblätter nicht zurück in zustände
        das weihwasser wieder aufzubereiten
(wo soll denn die energie in zerschnittenden blätterknospen stecken?)

      auch dieser berg lehnte die lungenflügel
  gegen das himmelsplakat und
        vergaß die vokabeln in dem moment, in dem
  auch nur ein mönch vergisst, wie man eine harke baut
      sonnen und die schwarzen roben, einer
sang von einer lupe, mit der er in den himmel blickte

Dienstag, 12. Januar 2016

kennst du mich jetzt wie seit der taufe?

offener lampenschirm
  reiben, mietwohnung
und tapeten mit quadern, vermummte wolken
lehnen sich gefaltet in die nacht
die nassen blumen auf deiner stirn
    ich gieße, um den gegenschlag
  auf die luftpolster um den verstand zu bringen
(schon immer befolgtest du das gesetz,
      man falle durch die erde höchstens mit der masse von zwei
briefbombe ist die regel
    mit der wir umliegende zinnen sprengen und rot färben)
  eigentlich: dreißig lampen und die schatten
        ich vermisse während der ausgrabung
  ( pack doch da unten,
        da vergisst man so schön,
                                      wie egal die wahl auf eigene faust )

          man weiß aus dem western:
    hier lasse ich pfeile aus meinen lippen wie kippen
                            auf die füße fallen

armor é sempre atrás das orelhas

Montag, 11. Januar 2016

ode an david bowie

ein held kommt nicht von
              heiland
und patronenhülsen tragen keine luft
innerhalb
eines kusses mit einer männlichen prostituierten
des drehmoments einer achse des haarschnitts
                  (batterien sprengen mit der
            handkante)
und der himmel hat zu
wenig rückrat, um sich daraus
neue rippen zu brechen

ich wäre könig, du königin
    gäbe es da nicht
  den sprung gegen mauern
so frei wie blaue vögel ertrinken können
            - scars that can't be stolen -
  - i can't give everything away (something happened on the day he died) -
  - and: where the fuck did the monday go? -

ein oligarch unter den
alligatoren aus
stoff

Sonntag, 10. Januar 2016

am papier geschnitten, dachte ich

spann den 
bogen wie ein sonnenrohr
gießen über steinkante, gersten 
lehnen an steinkanten als seien sie
der grund warum deine hand gräten ansetzte
du hast die natur nicht gefragt, sie stand
dir plötzlich am kragen wie eine steinkante, als du 
die wände aus nacktem stein mit papprohren steckend in triefende bäume
von sonnenfarben besprenkeln ließt
und raben glut ansetzten

Samstag, 9. Januar 2016

kratzle am lack - Über den Nahen Osten: 3

geschichte
  wiederhohlt sich
      sagst du über deine schulter
  ein sack voller asymptoten, und flügel
wachsen doch immer aus den pinselresten in der farbe
  am boden den himmel definieren
        ist wie zu sagen
  du weißt, was du gestern morgen
      und in diesem moment geworfener sonnen
    und plötzlich bemerkst du:
      freie haben noch nie über freiheit
                                                                                              gesprochen

evakuiert / spiegel in spiegel

wie, die staubkörner hängen auch nur
wie das glockenkleid an meinen
fransen?
am ende weißt du doch auch nicht mehr, als
dass dein alter hut dir ständig vom kopf
      weht
und dein exempel an sich selbst berührenden
  chinesischen blumen an einen namen
  geschickt, als du dachtest, du hättest den eigenen
verlegt
    dabei kannst du doch deine eigenen narben von der
digitaluhr ablesen, und dass du jetzt - jetzt - jetzt
                - jetzt -              - jetzt -
nicht mehr schon wieder bist, vielleicht sind vater und mutter gestorben
    weil du so lange vom tod wusstest, dass
        die zinsen auf der anderen seite
  mehr als der moos auf den sechs händen
die je deinen körper berührten und mit öl auf ihm
    pflanzen mit ecken malten

Freitag, 8. Januar 2016

der wucher, dinge zu pfänden

du stichst mit
laminierten papierschiffen
in die tintensee
cheshire katze und die tora rolle
über die du sieben mal stolperst
die wissenschaftsmoral zieht doch auch nur
das akkordeon auseinander und
pustet in den blasebalg eines
marktes mit dem glühbirnenbaum und verirrten motten
und ein eiffelturm aus biegsamen plastik

ich indessen
sammle narben unterhalb der
gürtellinie in dem verschneiten viertel
     und lerne mein hebräisch-imitat

einige pusten mich an
   und ich nähe blaue sterne aus der nacht

Donnerstag, 7. Januar 2016

pantheismus und das ich

ich stolperte an

den säulengewändern, in
  diesen himmel, lagerhaus und
    die lichtblenden aus dem
abwärts stoßen (rammelnde, endlich
gibt es schablonen für
      das jüngste gericht auf deinen
  schamhaaren)
und ich denke mir doch:
  wie dunkel wird es hier ohne
straßenverkehr und ampeln?
  jetzt ziehen wir schon den kronkorken
      aus der sonne!
  )achtung, deine hand vibriert
  wie gesund!(
   

  ach nein, ich falle lieber dorthin.
      da kann man zumindest
  eiei noch kernig und mit akzent sprechen
        (und die büsche sind wieder kitschig
  frht auch etwas hier oben)

Mittwoch, 6. Januar 2016

kratzer im lack - Über den Nahen Osten: 2

auf gold gespuckt
kratz, winterrabe fliegt
wegen erfrorenen würmen nicht davon
getreidehäuser zerspringen
(datteln und fruchtfleisch
anatomie auf die
buchenholzpresse)
anders als blumenvasen
der wahlkampfkandidat vor
dem nassen papier seines eigenen
antlitzes (straßenverkehr)
und doch: das verbsystem zu
ausufernd (es gibt hier kein wasser)
fahrende roma mit pappschachteln auf
dem kopf gebunden mit luftlöchern
(sonnen tausendfach dupliziert - klein aber
fein)
wir aber sind hier
um köpfe in den sand zu stecken
(sie werfen scheine und kennen den
feuerball nur als motorhaube)

kratzen im lack - Über den Nahen Osten: 1

ein ruf wie das
lineal am tiefdruckgebiet
und
das echo der hammerschläge gegen
gepresste luft, mit erhobenen händen
pustest du doch sowieso nur gegen wangen
und die kinder rutschen
im sand aus
zungen lecken stoff
- berge zusammenschieben
aus den stränden, die kein wasser
finden
(gesetzt, karten überlappen
doch immer an der einen oder anderen kante)

Dienstag, 5. Januar 2016

das schuhwerk zarathustras

vier nähte gehen von meinen füßen
aus
wie ein mantel von brennendem kerzenschmuggel
nasses lampionpapier wölbt sich wie die erde
zum pfeifenden berge
windkanäle geritzt für flöten
immer dasselbe mit der materie aus
dem tal oder der hütte des anachoret:
abends kennt man noch die antwort
morgens dann die frage nach dem
was ist
was

(vergilbte seiten in den schnee gestreut)

Montag, 4. Januar 2016

wintereinbruch

hier eine diaspora
ertrunkene see
die ich über nächte ausschwitzte
jetzt sprödes holz wärmt
eine mutter wie
splitter in fensterscheiben

kinder stecken ihre köpfe in
tausend gekratzte speerwunden dieser welt
sträuße lachen, im fall steckengebliebene wolldecken
und kriegserklärungen im hinterhof beim hundebellen
der meeresspiegel kapituliert

(ein ertrunkener teich
vor der haustür)

Sonntag, 3. Januar 2016

wie sisyphus heute morgen die masse erfand

eine bettkante und mein weideland
kauert sich unter dem syrischen winter
auf den golanhöhen, die inter-
essen an verbrannten gitarren und
manchmal schmirgelpapier, mit dem wir
handel betreiben
blockende schafsherden, geruch von nasser
wolle, scheitelpunkt von meeren, über dessen
gallionen man wasser verbrennt
hier ein tropfen auf geschmolzener
stirn, wie kinder vergeben wir nur nach
buntem papier
und manchmal stehen auch wir vor einer
abendsonne, und vergessen, dass wir sie
immer noch zwischen zwei fingern halten

- rutschen an zisternen entlang
sterne aus glas in blauen nächten
wir kannten uns nur vom tage
von heißem sand in den augen
meine mutter schlägt auf deren körner
sie findet, wir wären zu dünn
zum heiraten

darum trage ich steine
hoch in die brennende luft

Samstag, 2. Januar 2016

Szenen am Eingangstor


und plötzlich die
  nostalgie
ein knittern goldener folien auf den
einfahrten der emirate, immer auf schlaglöchern
  thront deine wade, und falsche schuppen
wie kippen in der luft zerschossen, ein applaus
  von unterhalb deiner brust, und mein mund
arbeitet sich am gravieren der ziegelsteine ab
  (du weinst ja freudentränen
in meinen brustkorb)

Freitag, 1. Januar 2016

Die Veden

schwarze hüte wie aus
weißen locken gebundene kerzen über unseren see
krempen gekaut vom albatros
regentropfen spülen das ruder blass
und die sonneneruptionen und
die gezeiten dieses mondes:
rote stoffwellen an deiner küste
in derem schoß, ein mund fällt wie eine frucht
auf deinen hals, erde wie blaue schemen